Open Access an der TIB: Rückblick 2020

Wie schon für die Jahre 2018 und 2019 blicken wir auf das abgelaufene Jahr zurück und lassen die wichtigsten Open-Access-Aktivitäten an der TIB Revue passieren. Auch bei uns war das Jahr 2020 von der Covid19-Pandemie geprägt. Dabei hat sich gezeigt, wie wichtig der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur nicht nur für die Bekämpfung des Virus ist, sondern für alle, die aufgrund der Pandemie unter großen Einschränkungen forschen, lehren oder lernen müssen. Für ihren Einsatz für eine offene Wissenschaft wurde die TIB mit dem Open Library Badge 2020 ausgezeichnet.

Mitgewirkt an der Zusammenstellung haben Xenia van Edig, Ulrike Kändler, Jessica Michel, Alexander Pöche und Corinna Schneider.

Repositorium

Das Institutionelle Repositorium der Leibniz Universität Hannover feierte im Oktober sowohl sein fünfjähriges Bestehen als auch den Meilenstein von 10.000 Dokumenten. Bereits im Juni wurde die Marke von einer Million Volltextdownloads überschritten. Neben Zweitveröffentlichungen, Dissertationen, Beiträgen zu Schriftenreihen etc. wurden unter anderem neue Ausgaben des Unimagazins, die ersten Beiträge im Journal von publish-Ing., Journal of Production Systems and Logistics oder die Untersuchung über die NS-Belastung der nach 1945 an der Technischen Hochschule Hannover tätigen Professoren im Repositorium veröffentlicht. Neue Proceedingsbände gab es zu den Tagungen GeoMonitoring 2020, Conference on Production Systems and Logistics (CPSL) 2020, EMV 2020 Köln  und Creative Food Cycles 2020. Insgesamt gab es im Jahr 2020 802.311 Volltextdownloads, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Das am häufigsten heruntergeladene Dokument war das selbe wie im Jahr 2019, nämlich die Dissertation „Concepts and tools for the effective and efficient use of web archives“ von Helge Holzmann, die insgesamt knapp 8.000 Mal heruntergeladen wurde.

Publikationsplattform

Am 1. Juli 2020 haben zwei neue Kolleg*innen mit der Arbeit an der neuen Open-Access-Publikationsplattform begonnen. Wie schon im Ausblick 2020 des letztjährigen Posts angekündigt, handelt es sich um ein neues Angebot für Herausgeber*innen wissenschaftlicher Zeitschriften und Konferenzpublikationen. Der Service ist im Aufbau befindlich und richtet sich sowohl an bestehende Konferenzpublikationen und Zeitschriften wie auch an Neugründungen und steht allen wissenschaftlichen Disziplinen offen. Neben der inhaltlichen Qualität der Veröffentlichungen, die in den Händen der Wissenschaftler*innen liegt, sind uns die Einhaltung formaler Standards, wie sie z.B. von Plan S gefordert werden, sehr wichtig. Für die technische Umsetzung verwenden wir die Open-Source-Software Open Journal Systems (OJS), die weltweit von tausenden Zeitschriften genutzt wird. Durch die Programmierung eines Plugins zur Einbindung von ROR (Organisationsidentifier) in OJS haben wir bereits in den ersten Monaten einen aktiven Beitrag zur Funktionserweiterung der Software geleistet und der Community präsentiert.

Open-Access-Finanzierung

Im Publikationsfonds der Leibniz Universität Hannover standen 175.000 Euro zur Verfügung. Damit wurden 107 Artikel in Open-Access-Zeitschriften finanziert. Die TIB beteiligt sich am deutschlandweiten DEAL-Vertrag mit den Wissenschaftsverlagen Wiley (seit 2019) und Springer Nature (seit 2020). Wissenschaftler*innen der Leibniz Universität und der TIB publizieren dadurch kostenfrei im Open Access – und zwar sowohl in den genuinen Open-Access-Zeitschriften als auch in den Hybrid-Zeitschriften der beiden Verlage. Die Kosten begleicht die TIB zentral.

Über den Publikationsfonds der Leibniz-Gemeinschaft für Zeitschriften, der von den 53 teilnehmenden Instituten finanziert, aus zentralen Mitteln mit 20 Prozent bezuschusst und an der TIB verwaltet wird, wurden im abgelaufenen Jahr 208 Open-Access-Artikel gefördert. An den Publikationsfonds für Monographien, der Bücher, Sammelwerke und Beiträge in Sammelwerken, die unmittelbar Open Access erscheinen, fördert, wurden seit Laufbeginn 62 Anträge gestellt.

In diesem Jahr konnten zwei weitere Open-Access-Transformationsverträge verhandelt werden: Der Vertrag mit der International Society for Optics and Photonics (SPIE) bietet unbegrenzte Publikationsmöglichkeiten für Autor*innen teilnehmender Einrichtungen in allen Zeitschriften der Gesellschaft (hybrid und genuines Open Access). Die Kosten für das Publizieren sind über den jährlichen Preisanstieg der Lizenz abgedeckt. Ein anderes Modell liegt dem Vertrag mit AIP (American Institute of Physics) zugrunde. Hier erwirbt das von der TIB geführte Konsortium für AIP zusammen mit der Lizenz ein Kontingent an kostenfreien Artikelpublikationen. Während der dreijährigen Laufzeit erfolgt dann innerhalb des Konsortiums eine schrittweise Verlagerung der Kosten von „Read zu Publish“.

Die bereits bestehenden Transformationsverträge der TIB mit RSC (Royal Society of Chemistry), IOP (Institute of Physics) und ECS (Electrochemical Society) werden auch in 2021 fortgesetzt. Ebenfalls verlängert wurde eine Vereinbarung mit EDP Sciences zur optionalen Open-Access-Veröffentlichung von Konferenzberichten.

Aber auch unser Portfolio für faires, APC-freies Open Access wurde 2020 weiter vergrößert. Die TIB ist dem Library Partnership Program der Open Library of Humanities (OLH) beigetreten. Über weitere Vereinbarungen werden wir in Kürze berichten.

Information und Beratung

Während wir schon bisher Webinare für unsere überregionalen Zielgruppen angeboten hatten, musste auch die Informationsversorgung der Leibniz Universität Hannover ab März komplett online über Webinare, Online-Coffee-Lectures etc. erfolgen. Besonders erfreulich war, dass bei vielen Online-Veranstaltungen deutlich mehr Teilnehmende zu verzeichnen waren als bei früheren Vor-Ort-Veranstaltungen. Auch nach dem Ende der Pandemie werden wir das neben Präsenzveranstaltungen weiter anbieten. Im TIB-Blog wurden 28 Beiträge mit Open-Access-Bezug veröffentlicht.

Bereits im Dezember 2019 ist das aus sechs Partnern bestehende BMBF-geförderte Projekt open-access.network offiziell gestartet. Mit dem Arbeitsbeginn zweier neuer Kolleginnen haben die Arbeitsbereiche an der TIB ab dem Frühjahr 2020 richtig Fahrt aufgenommen. Seit Juli gibt es die monatliche Webinarreihe Open Access Talk, die mit wechselnden Referent*innen zu verschiedensten Aspekten von Open Access informiert. Mit durchschnittlich mehr als 100 Teilnehmenden pro Veranstaltung ist die Reihe auf großes Interesse gestoßen. Während der Open-Access-Tage im September wurde das Open-Access-Forum gestartet, ein moderiertes Diskussionsforum für Austausch, Vernetzung und Archivierung von Erfahrungen und Praxistipps.

Update 11. März 2021: Im Abschnitt „Open-Access-Finanzierungen“ wurden missverständliche Formulierungen bezüglich der DEAL-Verträge geändert.

Autor:

Stefan Schmeja
… arbeitet im Bereich Publikationsdienste der TIB und ist insbesondere für Beratung und Schulungen zum Thema Open Access zuständig.

... arbeitet im Bereich Publikationsdienste der TIB und ist insbesondere für Beratung und Schulungen zum Thema Open Access zuständig.