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Ein Blogbeitrag von Laura Isbanner, TIB-Mitarbeiterin im Team Deutsche Forschungsberichte

Der 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen. Dieser Tag soll das Bewusstsein für die Rechte und Belange von Menschen mit Behinderungen stärken. Dabei steht die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe für alle in den Fokus: Mit welchen Herausforderungen sind Menschen mit Behinderung tagtäglich konfrontiert? Welche Barrieren gibt es, die einer Inklusion und Gleichberechtigung für Menschen mit Behinderung im Weg stehen? Und was können wir alle tun, um das zu ändern?

Letztes Jahr hat mein Kollege Christoph Schiller anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung den TIB-Standort Conti-Campus zum Thema Barrierefreiheit untersucht. Dieses Jahr sehen wir uns den TIB-Standort Technik/Naturwissenschaften einmal etwas genauer an – und zwar aus meiner Perspektive, der Perspektive einer mobilitätseingeschränkten Person.

Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Hierbei ist die Nutzung behinderungsbedingt notwendiger Hilfsmittel zulässig.

Rundgang am TIB-Standort Technik/Naturwissenschaften

Der Eingang verspricht für die meisten behinderten Menschen schon einmal Gutes: Direkt neben dem Haupteingang befindet sich ein zweiter Eingang mit elektrischer Türöffnung.

Laura Isbanner in ihrem Rollstuhl vor der barrierefreien Eingangstür am TIB-Standort Technik/Naturwissenschaften
Neben dem Haupteingang ist eine zweite Tür, die sich über eine Taste automatisch öffnen lässt. Foto: TIB

Doch schon im Eingangsbereich gibt es für Menschen mit Behinderung die ersten Barrieren: Zu hoch gebaute Informations-, Ausleih- und Rückgabetresen, fehlende Gebäudepläne und Leitsysteme sowie zu hoch gebaute Recherche- und Anmeldeplätze. Die hohen Tresen bei Information und Anmeldung erschweren die Kommunikation und Interaktion mit den Mitarbeitenden der Bibliothek für kleine und sitzende Menschen.

Laura Isbanner in ihrem Rollstuhl vor dem hohen Tresen im Eingangsbereich der TIB.
Im Eingangsbereich der TIB: Der hohe Tresen erschwert die Kommunikation zwischen Menschen im Rollstuhl und den Mitarbeitenden der TIB. Foto: TIB

Positiv dagegen sind die Schließfächer in verschiedenen Höhen und die höhenverstellbaren Arbeitsplätze im Erdgeschoss, auch wenn letztere leider nicht explizit ausgeschildert und daher nicht gleich ersichtlich sind. Auch der Selbstverbuchungsautomat ist höhenverstellbar, der Aufsichtsscanner leider nicht.

Bei den Toiletten, Aufzügen und Freihandbeständen gibt es Verbesserungspotenzial. Es gibt nur im Erdgeschoss ein barrierefreies WC, nicht in den anderen Etagen. Im dem Raum sind der Spiegel und der Papiertuchspender zu hoch angebracht, sodass beide nur schwer oder gar nicht von Menschen im Rollstuhl genutzt werden können. Die Aufzüge am TIB-Standort Technik/Naturwissenschaften können nur nach Aushändigung eines Transponders genutzt werden, für den man Pfand hinterlegen muss. Und was die Bücher in den Regalen betrifft: Ein Großteil der Freihandbestände stehen sehr hoch und sind damit für kleine oder sitzende Personen nicht erreichbar.

Fazit

Hervorzuheben ist auf jeden Fall der ebenerdige Eingang mit der elektrischen Türöffnung. Menschen mit einer motorischen Behinderung wird schon eine Menge Druck genommen, wenn sie selbstständig ein Gebäude betreten können.

Ansonsten ist der TIB-Standort Technik/Naturwissenschaften für motorisch behinderte Personen ohne Assistenz eingeschränkt nutzbar. Sie können recherchieren und arbeiten. Und auf den ersten Blick mag es nicht schlimm sein, dass die Benutzung des Aufzuges nur nach Aushändigung eines Transponders/Schlüssels möglich ist. Doch welcher nicht behinderte Mensch hat schon Zeit und Geduld, sich bei jedem Besuch an der Information anzustellen, zu warten bis jemand von den Mitarbeitenden Zeit hat, den Namen in einer Liste einzutragen, das Pfand entgegenzunehmen und den Schlüssel auszuhändigen, bevor das Treppenhaus genutzt werden kann? Und den gleichen Prozess in umgekehrter Reihenfolge beim Verlassen der Bibliothek noch einmal?

Laura Isbanner in ihrem Rollstuhl am Fuß der Treppe in der TIB
Wer die Treppen nicht nutzen kann, braucht für den Fahrstuhl in der TIB einen Transponder, der gegen ein Pfand in der Bibliothek ausgegeben wird. Foto: TIB

Um eine barrierefreie Bibliothek für alle zu schaffen, empfehle ich, die Bibliothek mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Behinderungen zu besuchen, zu beurteilen und zu verbessern. Denn jede Behinderung(sform) ist anders und Menschen unterschiedlicher Behinderungen werden durch andere Barrieren behindert, die sie selbst als Expertinnen und Experten am besten benennen können.

Und zum Schluss ist uns ein Punkt noch sehr wichtig: Wir wollen nicht nur über Barrierefreiheit an der TIB schreiben, sondern auch miteinander ins Gespräch kommen – schildern Sie uns gerne Ihre Eindrücke, geben Sie uns Feedback und zeigen Sie uns Verbesserungspotenzial!