Die TIB bekennt sich längerfristig zur finanziellen Unterstützung der DEAL-Verträge

Konzept der drei Zentralen Fachbibliotheken (TIB, ZB MED und ZBW) sowie der Staatsbibliothek zu Berlin zur Beteiligung an DEAL: Sie unterstützen die DEAL-Vereinbarungen finanziell, um eine wirksame Informations- und Open-Access-Publikationsinfrastruktur zu etablieren.

Die Open-Access-Transformation, wie sie durch die DEAL-Verträge vorangetrieben wird, führt grundsätzlich zu einer gewollten Verlagerung von Kosten: Gezahlt werden soll zukünftig nur noch für das Publizieren von wissenschaftlichen Artikeln im Open Access, nicht aber für den Lesezugang. Für Universitäten und Forschungseinrichtungen mit einem hohen Publikationsaufkommen steigen somit die Kosten, während weniger forschungsintensive Einrichtungen einen Kostenrückgang erwarten dürfen.

Eine besondere Rolle spielen dabei Bibliotheken, wie die Zentralen Fachbibliotheken oder Staatsbibliotheken, die um ihren Nutzer:innen einen Zugang zu den Dokumenten zu ermöglichen, bisher viel Geld für Lizenzen und physischen Bestand ausgegeben haben. Da an diesen Einrichtungen wenig geforscht und publiziert wird, würden sie finanziell von der Open-Access-Transformation profitieren.

Die TIB hat jetzt zusammen mit den anderen beiden Zentralen Fachbibliotheken – ZB MED Informationszentrum Lebenswissenschaften und ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft sowie der Staatsbibliothek zu Berlin – ein Konzept zur Beteiligung an DEAL vorgestellt: Mit dem Ziel, eine wirksame Informations- und Open-Access-Publikationsinfrastruktur zu etablieren, unterstützen sie die DEAL-Vereinbarungen – und zwar auch finanziell durch die Allokation der bisher für Subskriptionen eingesetzten Mittel.

Ein Zustandekommen neuer DEAL-Verträge soll so abgesichert und die Konditionen für teilnehmende Einrichtungen verbessert werden. Wichtige Aspekte sind, dass sowohl das Lesen als auch das Publizieren gefördert werden und dass die Unterstützung allen Teilnehmern unabhängig von Einrichtungsgröße und -typ zugutekommt. Außerdem fordern die beteiligten Bibliotheken, dass sie allen ihren Nutzer:innen ortsunabhängig einen Zugang zu der betreffenden Literatur ermöglichen können.

Die TIB bekennt sich klar zur Open-Access-Transformation und unterstützt diese in vielfältiger Form. Vor dem Hintergrund der genannten Rahmenbedingungen sieht die TIB auch die finanzielle Unterstützung der DEAL-Verträge – und ggf. auch anderer Transformationsverträge – durch ihren Versorgungsauftrag abgedeckt.

Konzept der drei Zentralen Fachbibliotheken (TIB, ZB MED und ZBW) sowie der Staatsbibliothek zu Berlin zur Beteiligung an DEAL

Mit der Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access zahlen wissenschaftliche Einrichtungen nicht mehr den Zugang zur Forschungsliteratur, sondern die Publikationsdienste, die ihre Forschenden in Anspruch nehmen.

Mit dem Ziel der publikationsbasierten Abrechnung in den DEAL-Verträgen werden diejenigen Einrichtungen, die basierend auf ihrem exzellenten Bestand die überregionale Literatur- und Informationsversorgung ermöglichen (via subito, eigene Dokumentliefersysteme, Fernleihe), gebeten, sich innerhalb DEALs zu positionieren. Dies betrifft sowohl Dienstleistungen als auch die monetäre Beteiligung.

Bei den beiden DEAL-Verträgen, die auf den bisherigen Subskriptionszahlungen basierten, haben die drei Zentralen Fachbibliotheken sowie die Staatsbibliothek zu Berlin ihre Subskriptionsbeiträge eingebracht und damit zum Erfolg beigetragen. Mit der Umstellung auf das Paper-Charge-Modell (PAR) verringert sich sukzessive der Subskriptionsbeitrag, mittel- bis langfristig läge er dann bei null.

Dies wird bereits auch im Wissenschaftsratspapier „Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access“ thematisiert. So heißt es dort: „Einen Sonderfall stellen solche wissenschaftlichen Bibliotheken dar, die, wie manche Staatsbibliotheken, den Lesezugriff ermöglichen, aber nicht zu einer forschenden Einrichtung gehören und im Zuge der Transformation zu Open Access mit erheblichen Einsparungen rechnen können. Aus Sicht des Wissenschaftsrates sollen diese Einrichtungen freiwerdende Mittel nutzen und die Transformation auch damit aktiv unterstützen, dass sie beispielsweise Aufgaben bei der Langzeitarchivierung, in Standardisierungsprozessen oder bei der Entwicklung und dem Betrieb von Werkzeugen zur Erschließung und Analyse wissenschaftlicher Literatur übernehmen“ (S.10). Weiter heißt es auf S. 82: „Der Wissenschaftsrat empfiehlt, in etwaige Ausgleichsmechanismen alle im Subskriptionsmodell beteiligten Einrichtungen und Finanzierer einzubeziehen, um eine möglichst kostenneutrale Transformation zu ermöglichen“.

Bereits jetzt werden von den genannten Bibliotheken Aufgaben zur Sicherung (Langzeitarchivierung), Auffindbarkeit (EZB-Pflege) und Verhandlungsunterstützung (DEAL-Arbeitsgruppen) übernommen.

Mit dem Ziel, eine wirksame Informations- und Open-Access-Publikationsinfrastruktur zu etablieren, unterstützen die Zentralen Fachbibliotheken und die Staatsbibliothek zu Berlin die DEAL-Vereinbarungen. Diese Unterstützung erfolgt auch finanziell durch die Allokation der bisher für Subskriptionen eingesetzten Mittel.

Um der finanziellen Unterstützung für das Gesamtsystem Sichtbarkeit zu geben, haben sich die gebenden Bibliotheken darauf verständigt, dass der gemeinschaftlich erbrachte Beitrag zukünftig dazu dient, jeder an DEAL teilnehmenden Einrichtung den PAR-Fee-Beitrag für eine identische Anzahl von Artikeln zu finanzieren. Auf diesem Weg sollen sowohl Hürden für eine Beteiligung kleinerer Einrichtungen abgebaut, als auch publikationsstarke Einrichtungen nicht benachteiligt und in gleicher Weise Lesen und Publizieren gefördert werden. Durch die Zusammensetzung der Gruppe werden außerdem alle Fachrichtungen abgedeckt.

Die beteiligten Bibliotheken differenzieren sich aufgrund unterschiedlicher fachlicher Ausrichtungen, abweichender Versorgungsaufträge oder/und Kundengruppen zu einer komplementär sich ergänzenden Gruppe. Den spezifischen Profilen wird durch einzelne Stellungnahmen jeder Einrichtung im Anhang Rechnung getragen. Ein bedarfsabhängiger Austausch unter den hier genannten Bibliotheken wird angestrebt.

Die Bibliotheken sind sich der Verantwortung bewusst, trotz dieser unterschiedlichen Ansprüche den Aufwand für das DEAL-Projekt und die MPDL Services gGmbH möglichst gering zu halten, damit die finanzielle Unterstützung auch tatsächlich der Förderung zugutekommt.

Weitere Bibliotheken und Infrastruktureinrichtungen, für die der hier vertretenen Gruppe vergleich-bare Voraussetzungen (d. h. Subskriptionsausgaben, denen kein nennenswertes Publikationsaufkommen gegenübersteht) gelten, sind eingeladen, sich der Gruppe anzuschließen und damit DEAL finanziell zu unterstützen.

3. März 2023, TIB, ZB MED, ZBW und SBB

... ist stellvertretende Direktorin der TIB und leitet den Bibliotheksbetrieb.