Mastodon, das Fediverse und die Kommunikation in wissenschaftlichen Fachcommunities

Mastodon ist in aller Munde. Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk hat viele nach einer Alternative suchen lassen. Im Gegensatz zu herkömmlichen sozialen Medien besteht Mastodon nicht aus einem einzigen Anbieter, über dessen Server alle Interaktionen laufen. Stattdessen sind – wie man es von E-Mail-Anbietern kennt – alle Server in der Lage, miteinander über standardisierte Protokolle zu kommunizieren.

In nicht allzu ferner Zukunft werden viele soziale Interaktionen online (zum Beispiel etwas zu kommentieren oder sich zu einer Veranstaltung anzumelden) mit der eigenen Identität bei Diensten wie Mastodon möglich sein. Statt sich stets aufs Neue „soziale Profile“ anzulegen, und/oder einigen großen kommerziellen Plattformen wie Facebook oder Google vertrauen zu müssen, haben Benutzer*innen dann mehr Überblick, Transparenz und Kontrolle, da all diese Interaktionen auf der von ihnen gewählten „Heimatinstanz“ zu Hause sein werden.

Möchten Sie mehr über ActivityPub und die Entwicklung forschungsnaher Dienste für/mit ActivityPub erfahren? Dann werfen Sie auch einen Blick in den TIB-Themencast „Das Mastodon im Porzellanladen – Fediverse und Wissenschaft“. In sieben Folgen analysiert Lambert Heller von der TIB „Fediverse und Wissenschaft“. Den TIB Themencast finden Sie überall, wo es Podcasts gibt, und hier: /tag/tib-themencast/ 

Es verwundert kaum, dass in Deutschland unter anderem die Datenschutzbeauftragten bei Mastodon aktiv geworden sind, und zahlreiche Behörden nachgezogen sind. Mittlerweile kündigen aber auch Internet-Giganten wie Meta (Facebooks Mutterkonzern) Dienste mit ActivityPub, dem Protokoll hinter Mastodon, an. Doch auch unabhängig davon sind seit Herbst 2022 zunehmend Wissenschaftler*innen bei Mastodon zu finden.

Forschende rund um den Globus hatten in den vergangenen 15 Jahren Twitter als schnellen, einfachen Nachrichtenaustausch mit ihrer Fachcommunity genutzt sowohl um auf eigene Preprints und Paper aufmerksam zu machen, als auch um unter Hashtags wie #IchbinHannah, #IchbinSerhan, #BlackinSTEM etc. zugespitzt und ungefiltert über das Arbeiten in der Wissenschaft zu diskutieren. Viele davon sind nun seit Herbst 2022 (manche zusätzlich, manche stattdessen) auf Mastodon-Instanzen aktiv. Diese Welle passt auch dazu, dass das Fediverse“ dezentraler Dienste wie Mastodon ein Gegenentwurf ist zum Science Tracking auf Plattformen wissenschaftlicher Großverlage, welche seit 2021 von Forschungsinfrastruktur-Akteuren weltweit mit zunehmender Sorge und Empörung verfolgt wird.

Nachhaltigere Mastodon-Aufzucht ist das Gebot der Stunde!

Während Ziele und Konventionen des Austauschs auf Mastodon zunehmend klar werden, zum Beispiel ein zielgerichteteres Ausschließen von Hate Speech, beruht der Betrieb zahlreicher Mastodon-Instanzen immer noch auf viel Privatinitiative und vereinzelten Spenden, ist von zentralisierten kommerziellen Clouddienste-Anbietern abhängig, und ist wenig bis überhaupt nicht in die Forschungsinfrastruktur angebunden. In dieser Gesamtsituation möchten wir ein klares und optimistisches Signal setzen:

Um Forschenden unserer Fachcommunities einen einfachen, vertrauensvollen Einstieg in die Benutzung von Mastodon zu eröffnen, wollten wir eine Mastodon-Instanz, bei der Hosting, formale Verantwortung, schrittweise Einbindung in sonstige Infrastrukturen sowie die Begleitung der Community aus einer Hand kommen. Zusammen mit der TIB ist uns dies jetzt gelungen. Der Fachinformationsdienst (FID) BAUdigital bietet ab sofort einen Mastodon-Server an. Auf baudigital.social wird zusammen mit den Angehörigen der Communities Bauingenieurwesen, Architektur und Urbanistik ein Social-Media-Dienst aufgebaut, in dem fachliche Kommunikation und Vernetzung in einem professionellen und scholar-led Umfeld gedeihen kann.

Baudigital.social unterstützt ab heute alle fachlich Interessierten mit der Möglichkeit, sich nahtlos mit Millionen anderen Mastodon-Nutzer*innen auf tausenden Mastodon-Instanzen weltweit zu vernetzen, wird aber zugleich auch eine lokale Sicht auf ausschließlich auf dieser Instanz stattfindende Aktivitäten bieten, sowie schrittweise eine Integration mit anderen digitalen Diensten dieser Fachcommunity. Durch das Hosting direkt bei der TIB und voller rechtlicher Verantwortung der TIB besteht keinerlei Abhängigkeit von kommerziellen Diensteanbietern. Und wer den Dienst, aus welchen Gründen auch immer, irgendwann nicht mehr mag, kann mit seinem Profil jederzeit, mit wenigen Klicks, auf eine andere Mastodon-Instanz umziehen, und dabei alle Follower*innen automatisch mitnehmen.

Wie melde ich mich auf baudigital.social an?

Sie fühlen sich den BAU-Communities zugehörig? Dann besuchen Sie https://baudigital.social/auth/sign_up und folgen Sie den Schritten durch die Registrierung! Falls Sie schon einen Account auf einem anderen Server haben, freuen wir uns natürlich, falls Sie einen Umzug in Erwägung ziehen. Wie das funktioniert, ist im Netzpolitik-Blog beschrieben.

Wie sich der Dienst entwickelt, hängt auch davon ab, inwieweit wir aktive Nutzer*innen für den Server gewinnen können. Wir würden uns freuen, auf Sie als Multiplikator*innen zählen zu können. 😉

Für alle, die darüber mit uns ins Gespräch kommen wollen, bieten wir am 23.März 2023 von 12-12:30 ein kurzes informelles Webmeeting an, in dem wir über den Service informieren und versuchen werden, offene Fragen zu beantworten.

... arbeitet im Open Science Lab der TIB und beschäftigt sich dort (überwiegend) mit offenen Forschungsinformationen und Open Science. Weitere Informationen: https://tib.eu/christianhauschke

Bibliothekar. 🤓
Leitung Open Science Lab der TIB.
Folgt mir unter https://openbiblio.social/@Lambo //
Librarian. 🤓
Head of Open Science Lab at TIB.
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