TIB Open Publishing ist jetzt OASPA-Mitglied

TIB Open Publishing, der Open-Access-Verlag der TIB,  wurde von der Open Access Scholarly Publishing Association (OASPA) als Mitglied aufgenommen. Der folgende Beitrag ist eine Übersetzung des Welcome-Blogposts der OASPA, der als englische Version verlinkt ist.

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Wir haben vor kurzem TIB Open Publishing als OASPA-Mitglied in der Kategorie der kleinen professionellen Verlage begrüßt. Damit reiht sich der Verlag in eine wachsende Liste von über 210 OASPA-Mitgliedern ein.

Wir haben Xenia van Edig, Publication Plattform Manager, ein paar Fragen gestellt, um mehr über TIB Open Publishing, die Verbindung des Dienstes zu Open Scholarship und über die Entscheidung, OASPA-Mitglied zu werden, zu erfahren.

Erzählen Sie uns etwas über Ihre Organisation, die von ihr angebotenen Dienstleistungen und Ihre Rolle darin.

TIB Open Publishing ist ein bibliotheksbasierter Open-Access-Verlag. Wir veröffentlichen Konferenzpublikationen und Zeitschriften, die keine Artikelverarbeitungsgebühren (APCs) erheben (das heißt diamond OA sind).

TIB Open Publishing ist an der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften angesiedelt, der Deutschen Zentralen Fachbibliothek für Technik sowie Architektur, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik. Mit dem Start von TIB Open Publishing im Jahr 2021 unterstreicht die TIB ihre Ausrichtung auf Open Access und erweitert ihre Aktivitäten zur Unterstützung der Open-Access-Transformation um eine wichtige Säule.

Unser Publikationsservice orientiert sich an hohen Standards in Bezug auf die Publikationsabläufe, technischen Prinzipien und allgemeine Best Practices im Verlagswesen. TIB Open Publishing ist offen für alle wissenschaftlichen Fachrichtungen – mit Schwerpunkt auf Technik und Naturwissenschaft. Bei der Auswahl von Zeitschriften und Konferenzen wenden wir eine Reihe von Standards an, die die Publikationen gemeinsam mit uns erfüllen müssen.

Open Journal Systems (OJS), die meistgenutzte freie Zeitschriftenverwaltungssoftware, dient als Grundlage unserer Publikationstätigkeit. Wir beteiligen uns aktiv an der Weiterentwicklung der Software und an der Vernetzung innerhalb der Entwickler:innen-Community. Die TIB ist ein Major Development Partner des Public Knowledge Project (PKP).

Zwei Mitarbeitenden, Dulip Withanage und ich, sind für den Dienst verantwortlich. Dulip ist für die technische Seite zuständig, das heißt Softwareentwicklung, Serverinfrastruktur usw., während ich für die Akquise von Nutzenden unseres Dienstes und andere redaktionelle Entwicklungen verantwortlich bin.

Warum haben Sie sich entschieden, der OASPA beizutreten, und was erhoffen Sie sich von Ihrer OASPA-Mitgliedschaft?

Die OASPA ist ein sehr wichtiger Akteur in der Open-Access-Landschaft. Die Organisation spielt eine entscheidende Rolle bei der Festlegung von Standards und Best Practices für das Open-Access-Publizieren durch ihre Mitgliedschaftskriterien und Initiativen wie die kürzlich aktualisierten Principles of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing. Zusammen mit den Kriterien für das DOAJ Seal, den technical implementation guidelines von Plan sowie den COPE Guidelines haben uns diese Grundsätze bei der Einrichtung unseres Dienstes geleitet.

Die jährlichen Konferenzen sowie die Webinare sind hervorragende Gelegenheiten, sich über die verschiedenen Aspekte des Open-Access-Publizierens sowie über die neuesten Trends in der Open-Access-Community zu informieren und diese zu diskutieren. Wir werden von der Vernetzung mit gleichgesinnten OASPA-Mitgliedern profitieren.

Ich kenne die OASPA als eine sehr lebendige Gemeinschaft verschiedener Interessengruppe und wir beteiligen uns gerne aktiv an der Organisation und den laufenden Diskussionen.

Disclaimer: Während meiner früheren Tätigkeit war ich von 2015-2020 Mitglied des OASPA-Vorstands.

Was sind die kurz- und mittelfristigen Prioritäten Ihrer Organisation in Bezug auf Open Scholarship?

Die Aufgabe der TIB besteht darin, einen optimalen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und Information zu ermöglichen. Daher ist die vollständige Transformation zu Open Access ein übergreifendes Ziel. Bei TIB Open Publishing versuchen wir, faire Open-Access-Veröffentlichungen zu fördern, bei der die Forschenden die Kontrolle behalten und finanzielle Barrieren (durch APCs) vermieden werden. Im Hinblick auf offene Wissenschaft werden wir versuchen, unseren Service mit innovativen Bausteinen wie Wissensgraphen, ausführbaren Artikeln, audiovisuellen Inhalten oder offenen Begutachtungsprozessen zu verbinden.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für die wissenschaftliche Kommunikation im Allgemeinen in der nahen Zukunft?

Meiner Meinung nach gibt es drei große Herausforderungen für die wissenschaftliche Kommunikation:

  1. Die Finanzierung: Da ich in einer Bibliothek arbeite, weiß ich sehr gut, dass Bibliothekar:innen eine neue (oder bereits bestehende) Zeitschriftenkrise in Bezug auf steigende APCs und hohe Buchbearbeitungsgebühren (BPCs) fürchten. Doch nicht nur aus bibliothekarischer Sicht sind die APCs und BPCs fragwürdig. Trotz des Verzichts auf Gebühren für bestimmte Autor:innengruppen durch die meisten Verlage bergen APCs und BPCs ein enormes Ausschlusspotenzial für Autor:innen, denen es an finanziellen Mitteln fehlt. Wir brauchen daher neue Finanzierungsmechanismen. Aus der Open Access Diamond Journal Study wissen wir, dass es eine große Landschaft von Diamond-OA-Zeitschriften gibt. Wir haben jedoch auch erfahren, dass viele von ihnen mit ihrer finanziellen Nachhaltigkeit zu kämpfen haben. Es gibt erfolgreiche Beispiele für konsortiale Finanzierungsmodelle, zum Beispiel das KOALA-Projekt, an dem die TIB beteiligt ist. Wir brauchen jedoch solche Mechanismen auf breiterer Ebene. Ich hoffe sehr, dass Initiativen wie der Action Plan for Diamond Open Access und Scaling Diamond OA auch in dieser Hinsicht Fahrt aufnehmen.
  2. Forschungsbewertung: Wissenschaftliche Kommunikation und Forschungsbewertung sind eng miteinander verbunden. Solange die Vergabe von Professor:innenstellen, Projektfinanzierung usw. weitgehend auf der Grundlage von Zitationsmetriken für Zeitschriften erfolgt, haben lange bestehende Veröffentlichungen, die zumeist von traditionellen Verlagen herausgegeben werden, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber neuen Veröffentlichungen und innovativen Formaten.
  3. Mangelndes Bewusstsein und Vorurteile innerhalb der Forschungsgemeinschaft in Bezug auf Open Access: Die Open-Access-Community hat noch viel zu tun, um ihre Diskussionen über wissenschaftliche Kommunikation und Openness in die verschiedenen Fach-Communities zu tragen. Natürlich gibt es auch Initiativen von Wissenschaftler:innenn, aber ich habe das Gefühl, dass diese „Blasen“ zu weit voneinander entfernt sind und qualitative Untersuchungen (zum Beispiel https://doi.org/10.5281/zenodo.7189366) zeigen, dass es immer noch Vorbehalte gegen Open-Access-Publikationen gibt.

Wie kann die OASPA Ihrer Meinung nach dazu beitragen, diese Herausforderungen zu bewältigen?

OASPA kann die Diskussionen über diese Themen ermöglichen. Zum Beispiel war die Session zur Forschungsbewertung auf der letzten Konferenz sehr interessant. Als Organisation kann die OASPA an Projekten über die Zukunft des Daimond-Open-Access-Publizierens teilnehmen (und tut dies auch bereits). Indem sie Menschen mit unterschiedlichen organisatorischen, kulturellen und disziplinären Hintergründen zusammenbringt, bietet die OASPA einen ausgezeichneten Ort, um die eigene „Blase“ zu verlassen und neue Erkenntnisse aus anderen Perspektiven zu gewinnen.

... arbeitet im Bereich Publikationsdienste und betreut dort die Open-Access-Publikationsplattform TIB Open Publishing.