Gestapo.Terror.Orte in Niedersachsen 1933–1945

Das im November 2020 gestartete Kooperationsprojekt zwischen der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten „Gestapo.Terror.Orte in Niedersachsen 1933–1945“ (OGT) hat einen wichtigen Meilenstein erreicht. Unter https://service.tib.eu/ogt kann ab sofort eine digitale Karte abgerufen werden, die Orte des Gestapoterrors in Niedersachsen zeigt. 

Gestapo.Terror.Orte in Niedersachsen 1933–1945
Webseite Gestapo.Terror.Orte in Niedersachsen 1933–1945

Wo befinden sich Orte des Gestapoterrors im heutigen Niedersachsen? Welche Gebäude nutzte die politische Polizei während des Nationalsozialismus? Wo waren die Dienstsitze, wo die Haftstätten der Geheimen Staatspolizei? Ziel des vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderten Projekts ist es diese Fragen mit Hilfe der digitalen Landkarte „Gestapo.Terror.Orte in Niedersachsen 1933–1945“ zu bearbeiten. Die damaligen Dienstsitze, Haftstätten und Tatorte der Gestapo werden als integrale Faktoren ihrer Tätigkeit dargestellt und untersucht. Aktuell sind 4 Staatspolizeileitstellen, 15 Staatspolizeistellen und 13 Außendienststellen der Gestapo hinterlegt. Zudem werden 8 Gefängnisse, 3 erweiterte Polizeigefängnisse und 16 Arbeitserziehungslager angezeigt.

OGT Kartenoptionen
Kartenoptionen für individuelle Ansichten von https://service.tib.eu/ogt/map

Je nach Forschungsstand können zu den Orten zudem historiografische Daten über die Organisations-, Personal- und Aufgabenentwicklung abgerufen werden. Im Sinne des Deep Mappings werden für einzelne Orte Erläuterungstexte und Fotografien zur Verfügung gestellt.

Kartenansicht mit Informationen zur Staatpolizeistelle Hannover
Kartenansicht mit Informationen zur Staatpolizeistelle Hannover in https://service.tib.eu/ogt/map. Ortsinformationen kommen aus WikiData, Bilder aus Wikimedia

Neben den Orten werden landesübergreifende, aber auch singuläre Ereignisse abgebildet. Es handelt sich hierbei um Fallbeispiele, die die Arbeitsweise der Gestapo zeigen. Sie verdeutlichen exemplarisch, gegen wen sich der Terror der politischen Polizei des nationalsozialistischen Staates richtete. Dargestellt werden aktuell 14 Ereignisse.

Auch Daten zu Täter:innen werden erfasst. „Gestapo.Terror.Orte“ leistet so einen Beitrag zur Täter:innenforschung und stellt Daten für biografische Analysen zur Verfügung. Diese können in Verbindung mit Kenntnissen über institutionell geformte Handlungspraxis der Täter:innen untersucht werden. Bislang wurden 20 Täter:innen aufgenommen.

Das so aufbereitete Geschichtswissen lag bislang vor allem in Form analoger Texte vor. OGT trägt somit zur Digitalisierung und interaktiven Dissemination dieser Forschungsdaten bei und bietet Tools, um diese auszuwerten.

Um die aktive Auseinandersetzung mit den Orten des Gestapoterrors zu fördern und die Vernetzung von engagierten Akteuren der Erinnerungsarbeit zu unterstützen, werden des Weiteren Erinnerungsorte aufgenommen. Hierbei handelt es sich um Gedenkstätten, aber andere Erinnerungszeichen wie bspw. Gedenksteine. Momentan sind auf der Karte 4 Erinnerungsorte eingetragen.

Kartenansicht mit Informationen zur Gedenkstätte Augustaschacht
Kartenansicht mit Informationen zur Gedenkstätte Augustaschacht in https://service.tib.eu/ogt/map 

Als Grundlage der interaktiven Landkarte dienen Einträge in Wikidata. Zusätzlich wird Bildmaterial aus Wikimedia Commons eingebunden. Open Science und Linked Open Data sind somit integraler Bestandteil des Projekts, das Digital Memory, Digital History und Digital Mapping miteinander verbindet.

Nur ein kleiner Teil der Orte des Gestapoterrors und der von Gestapo begangenen Verbrechen in Niedersachsen sind bislang auf der Karte veröffentlicht. Im Sinne von Citizen Science kann die Karte nun von Bildungseinrichtungen und niedersächsischen Gedenkstätten sowie Forschenden, Studierenden und anderen Interessierten genutzt und ergänzt werden. Neue Forschungsergebnisse können so fortlaufend eingearbeitet werden. Zudem fördert die Möglichkeit der Partizipation die aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Deutschland. Das Prinzip der Linked Open Data ermöglicht es, mit Hilfe der gesammelten Daten, alternative oder zusätzliche Analysen durchzuführen. Des Weiteren können zahlreiche Anknüpfungspunkte für Projekte aus dem Bereich Digital Humanities gefunden werden.

… arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Gestapo.Terror.Orte in Niedersachsen 1933–1945