TIB unterstützt Action Plan for Diamond Open Access

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Die Technische Informationsbibliothek (TIB) unterstützt den von mehreren europäischen Organisationen initiierten Action Plan for Diamond Open Access. Sie unterstreicht damit ihren Willen, eine großflächige und faire Open-Access-Transformation zu erreichen. Diese ist notwendig auf eine offene Infrastruktur angewiesen. Die Unterstützung des Plans reiht sich ein in viele verwandte Aktivitäten der TIB.

Action Plan for Diamond Open Access

Der Action Plan for Diamond Open Access ist von Science Europe, cOAlition S, OPERAS und der französischen Agence Nationale de la Recherche präsentiert worden. Zielsetzung ist die Förderung einer nachhaltigen und community-getriebenen Diamond-Open-Access-Landschaft. Dazu wird die Fokussierung auf vier Kernziele vorgeschlagen:

  • Effizienz, zum Beispiel durch Harmonisierung von Ansätzen und Standards sowie durch interopeable technische Systeme
  • Qualitätsstandards, zum Beispiel durch Harmonisierung von Standards und durch Entwicklung von Standards für sämtliche Kernbereiche von Publikationsangeboten inklusive Entwicklung von Self-Assessment-Werkzeugen
  • Aufbau von Kapazitäten, zum Beispiel durch Entwicklung von Trainingsmaterialien, Werkzeugen und Richtlinien sowie durch Beteiligung von Wissenschaftler*innen; Aufbau eines Kompetenzzentrums
  • Nachhaltigkeit, zum Beispiel durch Schutz von Titelrechten, Förderung sicherer Governancemodelle, Ermittlung und Durchsetzung transparenter und nachhaltiger Geschäftsmodelle, Bereitstellung von finanzieller Unterstützung für Diamond-Angebote

Vielfältige Unterstützung

Die Unterstützung für den Aktionsplan geht bereits deutlich über Europa hinaus und kommt beispielsweise auch von AmeliCA, der Bill & Melinda Gates Foundation, Coalition Publica und Creative Commons. Auch zahlreiche Einzelpersonen unterstützen den Appell. Aus unserem direkten Bibliotheksumfeld gehören beispielsweisen ZB MED, SUB Hamburg und SUB Göttingen zu den Unterzeichnern. Sie alle unterstützen das Ziel einer besseren Unterstützung und Anerkennung von APC-freien Open-Access-Diensten.

Besonders bemerkenswert ist die Beteiligung von Förderern wie der Bill & Melina Gates Foundation und insbesondere der cOAlition S. Schließlich richtete sich erste Kritik am Plan S darauf, dass dieser angeblich einseitig für kommerzielle, APC-basierte Open-Access-Modelle wirke. Wenn sich nun Förderer deutlich hinter eine zumindest gleichberechtigte Förderung nichtkommerzieller Modelle stellen, wird dies einen guten Schub für diese bedeuten.

Aufmerksamkeit für APC-freie Open-Access-Modelle

Solche Modelle, gemeinhin unter Diamond Open Access zusammengefasst, erfahren in letzter Zeit verstärkte Aufmerksamkeit. So hat sich beispielsweise der Wissenschaftsrat in seinen „Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access“ ausgiebig damit auseinandersetzt. Die Europäische Kommission hat zwei große Ausschreibungen zur europweiten Unterstützung von APC-freien, institutionellen Publikationsdiensten veröffentlicht. Im einen Thema, „Capacity-building for institutional open access publishing across Europe“, wurde bereits die Förderung bekanntgegeben: Das Projekt DIAMAS („Developing Institutional open Access publishing Models to Advance Scholarly communication“) widmet sich der Vernetzung und Beratung von institutionellen Verlagen (zum Beispiel Universitätsverlagen). Ein verwandtes Thema „Improving and coordinating technical infrastructure for institutional open access publishing across Europe“ widmet sich den technischen Aspekten solcher Publikationsorte. Beide Projekte setzen unter anderem auf Vernetzung und die Bereitstellung von Hilfe und Informationen.

Die KU Leuven hat einen Fair-Open-Access-Fonds aufgelegt. Die UNESCO Recommendation on Open Science empfehlen nichtkommerzielle Modelle ohne APC, und die Empfehlungen um 20-jährigen Bestehen der Budapest Open Access Initiative führen die Abkehr von APC als eine der wesentlichen Empfehlungen auf.

Das Thema Diamond Open Access hat insgesamt Konjunktur. Erfreulich ist, dass hier stets auch Infrastruktur betrachtet wird. Eine nicht-kommerzielle Open-Access-Landschaft erfordert eine dezentrale, robuste, auf Standards basierende Infrastruktur.

Rolle der TIB

Die TIB setzt sich gemäß ihrer Aufträge und ihrer Strategie für den optimalen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur ein. Open Access ist ein wesentlicher Aspekt des ungehinderten Zugriffs. Das APC-Modell ist nicht nur teuer, sondern auch aufwändig in der Handhabung. „Diamond“-Modelle ohne APCs können eine wesentliche Rolle bei der nachhaltigen und fairen Ausgestaltung der Open-Access-Transformation spielen.

Standards bei Qualitätssicherung und bei technischen und rechtlichen Publikationsparametern sind wichtig. Auch im Kontext nicht-kommerzieller Angebote und bei Beteiligung an Diskussionen rund um den Action Plan werden wir darauf achten, dass die wünschenswerten Open-Access-Modelle einhergehen mit Standardkompatibilität und Qualitätssicherung. Die Aufgabe der genannten Projekte zu Diamond Open Access besteht dann auch darin, nicht-kommerziellen Publikationen zu helfen, hier keine falschen Kompromisse machen zu müssen.

Die TIB engagiert sich bereits vielfältig im Feld „Diamond Open Access“. So verfolgen wir mit dem KOALA-Vorhaben das Ziel, APC-freie Zeitschriften und Buchreihen über Bibliothekskonsortien zu finanzieren. Unser Open-Access-Verlag TIB Open Publishing veröffentlicht APC-freie Zeitschriften und Konferenzveröffentlichungen. Wir beteiligen uns an konsortialen Finanzierungen von Open-Access-Zeitschriften und ermöglichen Journal Flipping. Die TIB trägt zur Finanzierung wichtiger Open-Access-Infrastruktur bei (zum Beispiel arXiv, ChemRxiv, PKP, DOAJ). In allen diesen Fällen beteiligen wir uns an Diskussionen über die weitere Ausgestaltung und versuchen, nachhaltige Modelle zu etablieren.

Die Unterstützung des Action Plan for Diamond Open Access war da ein logischer Schritt.

... leitet den Bereich Publikationsdienste der TIB und koordiniert deren Open-Access-Aktivitäten.

https://orcid.org/0000-0002-5111-2788