Nutzung von Literaturverwaltungsprogrammen an der LUH

Literaturverwaltungsprogramme gibt es zahlreiche. Sie unterscheiden sich u.a. im Lizenzmodell, Kompatibilität des Betriebssystems und Leistungsumfang. Alle Programme wollen jedoch im Kern das Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten erleichtern und unterstützen. Besonders nützlich ist der Einsatz eines solchen Programms, wenn man kontinuierlich die ermittelte, gelesene oder zum Lesen vorgemerkte Literatur dort erfasst, um wiederholt beim Verfassen unterschiedlicher Texte oder einer umfangreicheren Arbeit darauf zurückzugreifen. Ist eine Quelle einmal korrekt  in die Literaturverwaltung aufgenommen, lässt sie sich als Zitatnachweis ohne weiteren Aufwand in einen entstehenden Text einfügen. Gleiches gilt für ein Literatur- bzw. Quellenverzeichnis. Vor allem für aktiv publizierende Wissenschaftler:innen erhöht die kontinuierliche Benutzung der persönlichen Literaturverwaltung die Effizienz beim Schreiben. Mit der Einübung in diese Praxis schon während des Studiums zu beginnen, lohnt sich daher.

Die Leibniz Universität Hannover (LUH) verfügt seit 2009 über eine Campus-Lizenz für Citavi für Windows, wie inzwischen die meisten deutschen Hochschulen. Die TIB bietet im Zwei-Wochen-Rhythmus Schulungen zur Einführung in das Programm an, außerdem monatlich eine Einführung in Zotero (Open Source). Dozierende können für ihre Seminare Kurse buchen. Mit speziellen Fragen kann man sich an die Funktionsadresse literaturverwaltung@tib.eu wenden oder über TIBgefragt eine Sprechstunde buchen.

Nachdem Citavi 2021 neue Lizenzmodelle eingeführt hatte, haben wir dies zum Anlass genommen, eine Onlineumfrage zur Nutzung von Literaturverwaltungsprogrammen zu erstellen, die sich insbesondere an Mitglieder der LUH richtete. Uns interessierte, ob ein Literaturverwaltungsprogramm genutzt oder warum keines genutzt wird. Wurde eines verwendet, haben wir nach Nutzungsgründen gefragt. Eine weitere Stoßrichtung der Umfrage zielte darauf ab, welche Bedeutung eine Fortführung der bestehenden Campus-Citavi-Lizenz hat, sowie das Abwägen, welcher Citavi-Lizenz (Windows oder Web) den größeren Nutzen verspricht. Zum Schluss haben wir die Bekanntheit, Nutzung von und Wünsche an Services der TIB zu Literaturverwaltungsprogrammen Citavi und Zotero erfragt.

306 Menschen haben sich im März/April die Zeit genommen, die Umfrage vollständig abzuschließen. Dabei waren die Lehrenden und Forschenden gegenüber den Studierenden der LUH unter den Teilnehmern der Befragung deutlich überrepräsentiert; dies belegt, dass persönliche Literaturverwaltung in der wissenschaftlichen Praxis inzwischen grundlegend ist. Vielen Dank für die Innenansichten aus der wissenschaftlichen Praxis!

Entscheidungskriterien für ein Literaturverwaltungsprogramm

Die Entscheidungsgründe für ein Literaturverwaltungsprogramm waren eindeutig: Kompatibilität, Funktionsumfang, Erfahrung. In den Freitext-Antworten wurden diese Gründe herausgestellt sowie weitere Aspekte geschildert.

Citavi (159 Rückmeldungen)

  • Finanzierung der Campus-Lizenz
  • Erfahrung
  • „Cloud Funktion (Teamarbeit)“

Zotero (41 Rückmeldungen)

  • Kompatibilität
  • Erfahrung
  • „Open Source/kein Produkt von Elsevier“

Mendeley (28 Rückmeldungen)

  • Kompatibilität – auch mit Tablets
  • „kostenlos“

Endnote (17 Rückmeldungen)

  • Erfahrung
  • Funktionalität
  • „gute Erfahrung seit 1992“

Jabref (13 Rückmeldungen)

  • Open Source, betriebssystemunabhängig
  • Erstellung von Literatur mit LaTeX (BibTeX-Format)
  • „Einarbeitungszeit ist minimal, daher ideal für Studierende, die zum ersten Mal mit LaTeX arbeiten.“

Auswahl einer Citavi-Lizenz

Unsere Ausgangsfrage wurde beantwortet: Der Wunsch, die Campuslizenz generell zu erhalten ist groß, und die Windows-Variante wird häufiger gewünscht als die Web-Version. Einige Teilnehmer:innen der Befragung wünschten sich eine passende Lizenz für Endnote bzw. Speicherplatz für Zotero. Da Citavi Web funktional noch nicht mit der Desktopversion Citavi für Windows mithalten kann, kann man aus den Ergebnissen der Befragung die Folgerung ziehen, dass eine Erweiterung der Campuslizenz um Citavi Web vorerst nicht dringend erforderlich ist. Andere Universitäten sind hier übrigens breiter aufgestellt: So zum Beispiel haben alle Mitglieder der TU9 Citavi campusweit lizenziert, aber fünf der neun Universitäten bieten ihren Mitgliedern zusätzlich die Campuslizenz für Citavi Web an. Außerdem haben drei der TU9-Universitäten zusätzlich zu Citavi für Windows auch EndNote campusweit lizenziert.

Angebote der TIB

Die TIB bietet derzeit Kurse zu Citavi und Zotero an. Diese richten sich an Neueinsteiger, vor allem Studierende. Die Bekanntheit des Kursangebots könnte für diese Gruppe verbessert werden, da der frühzeitige Einstieg in die Nutzung eines Literaturverwaltungsprogramms zu einem späteren Zeitpunkt in der eigenen wissenschaftlichen Karriere mit mehr Aufwand verbunden ist.
Finanzierung, Kompatibilität und Verbreitung im persönlichen Umfeld sind Entscheidungskriterien für alle unsere Zielgruppen. Mitarbeiter:innen der LUH sind in der Wahl ihres Literaturverwaltungsprogramms weniger frei als Studierende: Datenschutz, Performance mit Programmen wie LaTeX, Vorgaben von Journals, Austausch mit (inter-) nationaler Community können die Wahl beschränken. Sie kennen ihr Programm durch die tägliche Arbeit bereits gut. Sie haben weniger Support-Bedarf von Seiten der TIB. Zukünftig gewünscht wurden beispielsweise Leitfäden unter anderem zur Erstellung eines Zitationsstils.

Fazit und Blick über den Tellerrand

In Sachen Literaturverwaltungsprogramm gibt es kein richtig oder falsch. Jedes Programm hat sein Pro & Contra. Die Teilnehmenden der Umfrage sahen den teils fehlenden Datenschutz und die Lizenzmodelle einiger Literaturverwaltungsprogramme kritisch (vgl. dazu einen Blogartikel anlässlich der Übernahme von Swiss Academic Software (Citavi) durch QSR). Es steht die Forderung im Raum, die LUH sollte sich auch bei der Nutzung von Literaturverwaltung für Open Source Lösungen stark machen: „Öffentlich finanzierte Forschung braucht offene Formate und Interoperabilität […].“ Eine weitere Rückmeldung erreichte uns, die die Aspekte Datenschutz, Kompatibilität und quelloffene Software unter einen Hut brächte: die LUH [oder der DFN] betreibt einen eigenen Server.

Die TIB möchte LUH-Mitglieder bei der Nutzung von Literaturverwaltungsprogrammen weiterhin unterstützen und wird anhand der Ergebnisse der Umfrage das eigene Angebot ausbauen. Wir freuen uns daher auch außerhalb von Onlineumfragen über Feedback zu unseren Angeboten zum Thema Literaturverwaltung.


Bildnachweis: Beitragsbild von Gerd Altmann auf Pixabay

... arbeitet im Team Auskunft am TIB-Standort Conti-Campus.