Open Access an der TIB: Rückblick 2021

Das zweite Jahr der Covid-19-Pandemie hat weiter gezeigt, wie wichtig Open Science und Open Access nicht nur für die Bekämpfung des Virus, sondern für Forschung und Lehre allgemein sind. Auch an der TIB haben wir versucht, unseren Beitrag für eine offene Wissenschaft zu leisten und unter anderem zwei neue Projekte gestartet und die ersten Konferenzbände über TIB Open Publishing veröffentlicht. Die wichtigsten Open-Access-Aktivitäten des Jahres 2021 fassen wir hier zusammen.

An der Zusammenstellung mitgewirkt haben Xenia van Edig, Anita Eppelin, Jessica Michel, Jessika Rücknagel, Corinna Schneider, Katharina Schulz und Dana Vosberg.

Repositorien

Das Institutionelle Repositorium der Leibniz Universität Hannover verzeichnete zum Jahresende mehr als 11.400 Publikationen. Neben Zweitveröffentlichungen, Dissertationen und vielen anderen Dokumenten wurden vier Schriftenreihen neu gestartet bzw. ins Repositorium übernommen: „Studentische Abschlussarbeiten im Projekt ‚Die Stadtsprache Hannovers'“, „Qualifikationsarbeiten der Hispanistik und Didaktik des Spanischen“, „IPA Working Paper“ des Instituts für Prozess- und Anwaltsrecht sowie „Berichte aus dem Institut für Turbomaschinen und Fluid-Dynamik“. Im Jahr 2021 gab es 834.540 Volltextdownloads, seit dem Start des Repositoriums im Jahr 2015 waren es 2.360.782 Downloads. Im Jahr 2021 6.091 Mal und damit am häufigsten heruntergeladen wurde die Dissertation „Emotionale Herausforderungen Auszubildender während der praktischen Pflegeausbildung“ von Claudia Winter, der Spitzenreiter seit Start des Repositoriums mit 14.141 Downloads ist „Datenschutz ab Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung – Handreichung für Bibliotheken“ von Elke Brehm, Karin Knaf und Armin Talke.

Renate, das Repositorium für Naturwissenschaften und Technik, enhält aktuell rund 7.300 Publikationen, die auch an LeibnizOpen abgeliefert werden.

TIB Open Publishing

Bei TIB Open Publishing blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Gleich zu Beginn des Jahres hat die „Publikationsplattform“ ihren Namen bekommen. Ebenfalls Anfang des Jahres ist die TIB Major Development Partner des Public Knowledge Project geworden. Für uns ein wichtiges Vorhaben, das die Wichtigkeit von freier Software unterstreicht. Im April konnten wir endlich unsere Webseite www.tib-op.org online stellen. Bereits im Sommer haben wir dann die ersten beiden Konferenzbände 2nd German-West African Conference on Sustainable, Renewable Energy Systems (SusRES2021) und 24th International Conference on Business Information Systems publiziert. Bei letzterem konnten wir bereits mit dem TIB AV-Portal zusammenarbeiten und die Konferenzbeiträge mit den dort verfügbaren Präsentationsvideos verknüpfen. Während des ganzen Jahres haben wir TIB Open Publishing auf diversen Konferenzen präsentiert (z.B.: Library Publishing Forum, OAI12, DINI Jahrestagung). „Hinter den Kulissen“ wurde die Software weiter entwickelt (z.B. hinsichtlich der Abgabe der Veröffentlichungen an die TIB-Langzeitarchivierung), es fanden Arbeiten an dem ersten Konferenzband statt, der in der neuen Serie Open Conference Proceedings (OCP) veröffentlicht werden wird und es gab zahlreiche Gespräche mit weiteren Interessent:innen.

Für 2022 sind bereits zwei Proceedings-Bände in der offenen Reihe Open Conference Proceedings (OCP) bestätigt. Außerdem wird ein Journal aus der Mathematik hinzukommen sowie eine Proceedingsserie in der Verkehrs-Modellierung.

Open-Access-Finanzierung

Im Publikationsfonds der Leibniz Universität Hannover standen 257.000 Euro zur Verfügung. Damit wurden 140 Artikel in Open-Access-Zeitschriften und 6 Open-Access-Monographien finanziert.

Die TIB beteiligt sich am deutschlandweiten DEAL-Vertrag mit den Wissenschaftsverlagen Wiley (seit 2019) und Springer Nature (seit 2020). Wissenschaftler:innen der Leibniz Universität und der TIB publizieren dadurch kostenfrei im Open Access – und zwar sowohl in den genuinen Open-Access-Zeitschriften als auch in den Hybrid-Zeitschriften der beiden Verlage. Die Kosten begleicht die TIB zentral. Weitere Verträge bestehen mit RSC, IOP, ECS, SCOAP³, Sage, SPIE und S2O IGI Global. Daneben unterstützt die TIB die Publikationsplattform SciPost sowie das Projekt SCOAP³ for Books und beteiligt sich an LYRASIS OACIP und dem Programm Direct to Open von MIT Press.

Über den Publikationsfonds der Leibniz-Gemeinschaft für Zeitschriften, der von den 56 teilnehmenden Instituten finanziert, aus zentralen Mitteln mit 20 Prozent bezuschusst und an der TIB verwaltet wird, wurden im abgelaufenen Jahr 210 Open-Access-Artikel gefördert. An den Publikationsfonds für Monographien, der Bücher, Sammelwerke und Beiträge in Sammelwerken, die unmittelbar Open Access erscheinen, fördert, wurden seit Laufbeginn 87 Anträge gestellt.

KOALA

Das vom BMBF geförderte Projekt KOALA – Konsortiale Open-Access-Lösungen aufbauen startete im April 2021 und wird gemeinsam mit dem Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum (KIM) der Universität Konstanz umgesetzt. Ziel ist es, alternative Finanzierungsmodelle für Open-Access-Publikationen zu entwickeln, bei denen die Autor:innen keine Kosten tragen müssen. Die Zeitschriften und Schriftenreihen werden stattdessen von Konsortien finanziert, denen neben Hochschulbibliotheken auch Partner aus der Industrie oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen angehören können.

In den ersten Monaten wurden zahlreiche Kandidaten für die Pilotphase identifiziert und ausführliche Gespräche mit den Herausgeber:innen, Redaktionen und Verlagen geführt. Dazu gehören sowohl Zeitschriften, die in den Open Access flippen wollen, als auch solche, die bereits im Open Access erscheinen und auf der Suche nach einer nachhaltigen Finanzierung sind, die ihr Fortbestehen garantiert. In den ersten Wochen des Jahres 2022 werden die endgültigen Entscheidungen fallen, welche Publikationen in der ersten KOALA-Runde dabei sein werden.

Die Erfahrungen aus den Gesprächen mit den Pilotkandidaten flossen in die Entwicklung des KOALA-Modells zur Finanzierung mit ein. Die Überlegungen wurden darüber hinaus ein einem Workshop mit Erwerbungsleitungen verschiedener wissenschaftlicher Bibliotheken diskutiert und entsprechend dem Feedback angepasst. Das finalisierte Modell soll spätestens zum Ende der Projektlaufzeit zur Nachnutzung bereitgestellt werden.

Das Projekt KOALA präsentierte bei der Online-Konferenz „OAI12 – The Geneva Workshop on Innovations in Scholarly Communication“ und den Open-Access-Tagen 2021 Posterbeiträge.

Information und Beratung

Pandemiebedingt fanden Beratungsgespräche und Informationsveranstaltungen auch 2021 ausschließlich online statt. Mehr als 1200 Personen haben an unseren Webinaren, insbesondere dem monatlichen Open Access Talk des Projekts open-access.network, teilgenommen. Unser Newsletter „Aktuelles zu Open Access“ für die LUH feierte sein fünfjähriges Bestehen und seine 30. Ausgabe. Im Rahmen der Aktion „Was, wenn…“ und während der Open Access Week wurde insbesondere über soziale Medien zu Open Access und den Angeboten der TIB informiert. Beim von der TIB mitorganisierten Open-Access-Workshop der Leibniz-Gemeinschaft haben sich im November 2021 über 60 Teilnehmende zu den Themen Publikationskostenmanagement und Informationsbudget und deren Umsetzung in den Instituten ausgetauscht.

open-access.network

Das BMBF-geförderte Projekt open-access.network hat am 27. September 2021 das neue Portal mit zentralem Informations-, Fortbildungs- und Vernetzungsangebot rund um das Thema Open Access gestartet. Neben einem neuen Logo wurden auch einige neue Materialien erstellt, z. B. eine Kurzclip-Reihe zu Creative Commons Lizenzen. Die von der TIB durchgeführten Online-Fortbildungsangebote deckten 17 verschiedene Veranstaltungen zu verschiedenen Themenaspekten ab, unter anderem zum Zweitveröffentlichungsrecht, Hinweisen zum Gründen von Open-Access-Zeitschriften und Anforderungen von Forschungsförderern.

Darüber hinaus war das Projekt als Ortskomitee für die Open-Access-Tage 2021 verantwortlich, die pandemiebedingt im Online-Format umgesetzt wurden. Eindrücke sind hier nachzulesen.

B!SON

Im Jahr 2021 ist das BMBF-geförderte Projekt „B!SON – Bibliometrisches und semantisches Open Access Recommender Netzwerk“ gestartet. Darin entwickelt die TIB gemeinsam mit der SLUB ein machine-learning-unterstütztes Empfehlungstool für Open-Access-Zeitschriften. Das Tool wird es Wissenschaftler:innen erleichtern, qualitätsgesicherte Open-Access-Zeitschriften zu finden, die zu ihren eigenen Forschungsergebnissen inhaltlich passen. In den ersten Projektmonaten im Jahr 2021 hat das Projektteam neben einer Anforderungsanalyse und der Diskussion der Konzeption des Tools mit der Fachcommunity bereits die Software großen Teilen entwickelt. Unterstützende Partner sind, neben zahlreichen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, DOAJ (Directory of Open Access Journals) und OpenCitations. Beide Organisationen stellen offene Datenquellen zur Verfügung, die dem B!SON-Empfehlungsalgorithmus zugrundeliegen werden (Artikelmetadaten von Open-Access-Journals sowie Zitationsdaten). Eine Betaversion von B!SON wird ab April 2022 zur Verfügung stehen. Wir laden Sie herzlich ein, den Prototypen zu testen und uns Feedback zu geben. Weitere Informationen finden Sie hier.

... arbeitet im Bereich Publikationsdienste der TIB und ist insbesondere für Beratung und Schulungen zum Thema Open Access zuständig.