Bibliotheksreferendariat, Fachreferat, Fachreferent:in – was ist das?
Die Kommission für Fachreferatsarbeit des Vereins Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB) umschreibt die Aufgaben im Fachreferat wie folgt:
Der Weg ins Fachreferat führt klassischerweise über ein Bibliotheksreferendariat. Rein formal handelt es sich dabei um eine beamtenrechtliche Ausbildung im Vorbereitungsdienst als Beamt:in auf Widerruf. Diese wird vom Bund sowie aktuell acht Bundesländern angeboten, dauert zwei Jahre und besteht aus einem fachpraktischen und einem fachtheoretischen Ausbildungsteil.
In Niedersachsen, Bremen und Hamburg gibt es insgesamt elf Ausbildungsbibliotheken, die in einem festgelegten Turnus jährlich acht Referendariatsplätze anbieten. Der Vorbereitungsdienst besteht aus der praktischen Ausbildung in der jeweiligen Ausbildungsbibliothek, unterstützt durch im Ausbildungsverbund organisierte praxisbegleitende Elemente wie zentrale Schulungen oder Referendartreffen, sowie selbstgewählte Praktika in anderen Einrichtungen. Der theoretische Ausbildungsteil erfolgt entweder begleitend in Form eines Fernstudiums mit Präsenzphasen an der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) oder als einjähriger Block an der Bibliotheksakademie Bayern in München.
Das Zentrum für Aus- und Fortbildung an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (GWLB) ist dabei die zuständige Ausbildungsbehörde. Die Referendar:innen sind während des Vorbereitungsdienstes Beamt:innen der GWLB und werden für die praktische Ausbildung den jeweiligen Ausbildungsbibliotheken zugewiesen. Umfangreiche Informationen zum Ablauf des Bibliotheksreferendariats, Zugangsvoraussetzungen, Bewerbungsverfahren sowie Aufgaben und Tätigkeiten des wissenschaftlichen Bibliotheksdienstes hat die GWLB auf ihrer Homepage zusammengestellt.
Der Begriff Bibliotheksreferendariat hört sich etwas sperrig und trocken an. Der Inhalt der Ausbildung und auch die späteren Aufgaben sind aber das genaue Gegenteil. Dabei hat sich der Ablauf des Referendariats in den letzten Jahren verändert, wurde den aktuellen Anforderungen angepasst und in der Ausbildungsverordnung festgeschrieben. Das bedeutet, dass im Laufe der fachpraktischen Ausbildung alle Bereiche der Bibliothek – vom Magazin bis zur Direktion – in unterschiedlich langen Ausbildungsabschnitten durchlaufen werden. Die Mitarbeit im Fachreferat sowie die Projektarbeit erfolgen zusätzlich während der gesamten Zeit.
Im Fachreferat stehen bei der TIB dabei zunächst klassische Tätigkeiten wie Erwerbung, Sacherschließung, Nutzerberatung, Community Building, Zusammenarbeit mit der LUH, u.v.m. im Vordergrund; ergänzt um spezifische Tätigkeiten im jeweils ausbildenden Fachreferat, wie automatische Sacherschließung, Forschungsdatenmanagement, arXiv oder Pflege und Weiterentwicklung der Gemeinsamen Normdatei. Die Projektarbeit ist häufig in einem der vielen TIB Projekte wie bspw. einem Forschungsinformationsdienst (FID) oder in einem der TIB Labs angesiedelt und bietet damit einen Einblick in aktuelle Bibliotheksentwicklungen. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, sogenannte Wahlstationen zu wählen, sodass die eigene Ausbildung in Teilen mitgestaltet werden kann.
Die TIB verfügt über eine fast 20-jährige Kompetenz in der Ausbildung von Bibliotheksreferendar:innen. Bereits 20 Referendar:innen konnten in der TIB ihr Referendariat erfolgreich absolvieren. Darüber hinaus haben mittlerweile über 80 Praktikant:innen im Rahmen eines Volontariats oder Referendariats die TIB besucht.
Derzeit läuft die Bewerbungsphase für das Bibliothekreferendariat für den Zeitraum von 2022 bis 2024. Bewerbungen für den Vorbereitungsdienst ab 01. Oktober 2022 (Fachprofil Ingenieur-/Naturwissenschaften, Wirtschaftsingenieurwesen oder Informatik) können noch bis zum 17. Februar 2022 eingereicht werden: https://bit.ly/33fwY9S
ist Fachreferentin für Biologie, Gartenbau, Umwelttechnologien und Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Informationsbibliothek (TIB) und zuständig für die Ausbildungskoordinierung (höherer Dienst).
