Es müssen nicht immer APC sein: konsortiale Finanzierung von Open-Access-Publikationen

Wenn es um die Frage geht, wie Open-Access-Publikationen finanziert werden, denken viele in erster Linie an Gebühren für Autor:innen, die sogenannten Article bzw. Book Processing Charges (APC/BPC). Diese teilweise recht hohen Kosten müssen Autor:innen zwar meist nicht selbst übernehmen, sondern sie werden aus Publikationsfonds gedeckt; damit fließt jedoch ein Großteil der Bibliotheksmittel in diese Modelle sowie die großen Transformationsverträge, bei denen zum Teil auch APC fällig werden. So sind Modelle mit Autor:innengebühren für viele nahezu synonym für Gold-Open-Access-Veröffentlichungen geworden. Dabei gibt es andere Wege, Open Access zu finanzieren, und gute Gründe, die dafür sprechen.

Probleme der Author-Pays-Modelle

Neben dem Bestreben, öffentlich geförderte Forschungsergebnisse direkt und ohne Barrieren für alle zugänglich zu machen, war es einer der ursprünglichen Beweggründe der Open-Access-Bewegung, die Gesamtkosten für das wissenschaftliche Publizieren zu senken (siehe zum Beispiel die Erklärung der Budapest Open Access Initiative) – dieses Ziel wird mit der Konzentration auf Author-Pays-Modelle nicht erreicht. Im Gegenteil zeichnet sich die Gefahr einer neuen Preisspirale nach oben und die Verfestigung eines Marktes mit wenigen, großen Playern ab. Darüber hinaus bevorteilen diese Modelle finanzstarke Institutionen und schließen Autor:innen ohne eine solche Rückendeckung sowie ganze Staaten im globalen Süden aus. Hinzukommt, dass große Verlage ihre Einnahmen zunehmend in Datentracking-Systeme stecken – je mehr sie einnehmen, desto mehr können sie in neue Geschäftsbereiche investieren, und es herrscht keine weitreichende Transparenz darüber, wie die Höhe der Gebühren kalkuliert wird und welche Gewinnmargen bestehen. Die artikelbasierte Abrechnung ist zudem für Bibliotheken aufwändig und schwer planbar. Die Author-Pays-Modelle und die Transformationsverträge schaffen zwar mehr Open Access, doch es ist fraglich, ob sie das System nachhaltig transformieren.

Es ist außerdem klar, dass Bibliotheken nicht darauf hoffen können, dauerhaft mehr Mittel zu erhalten. Zusätzliches Geld wird bestenfalls für begrenzte Zeit in Form von Drittmitteln bereitgestellt. Um eine nachhaltige Open-Access-Transformation zu erreichen, müssen also die vorhandenen Erwerbungsetats umgewandelt und vermehrt in die Finanzierung von nachhaltigen Open-Access-Modellen gesteckt werden.

Wie kann es anders gehen?

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen knüpft die TIB an ihre umfangreichen Erfahrungen mit der Bildung und Verwaltung sowohl von traditionellen Konsortien wie den Nationallizenzen oder dem DOI-Konsortium als auch Open-Access-Konsortien wie SCOAP3 an: Gemeinsam mit dem KIM der Universität Konstanz, welches ebenfalls auf langjährige Erfahrung im Bereich Open Access zurückblickt, setzt sie im Rahmen der aktuellen Förderlinie des BMBF das Projekt KOALA (Konsortiale Open-Access-Lösungen aufbauen) um. Dabei wird mindestens ein Konsortium gebildet, um eine Reihe von Pilotzeitschriften und -schriftenreihen auf eine nachhaltige Finanzierung ohne Autor*innengebühren umzustellen. Für die Rahmenbedingungen orientiert sich das Projekt an den Prinzipien der Fair Open Access Alliance. Wichtige Schlagworte sind dabei Transparenz und Nachhaltigkeit. Für die Auswahl der Pilotpublikationen erstellen wir einen Kriterienkatalog mit verschiedenen Aspekten wie Qualität, technischen Voraussetzungen, Reviewverfahren etc.

Um eine faire und realistische Finanzierung der Publikationen zu erreichen, erwarten wir von den Pilotpartner:innen größtmögliche Transparenz über Kosten, Preise und Leistungen. Wir streben für das erste Konsortium eine Laufzeit von drei Jahren an, und nach erfolgreicher Evaluation soll das Modell fortgeführt und auch für andere zur Nachnutzung bereitgestellt werden. Die teilnehmenden Zeitschriften und Schriftenreihen werden nach fachlicher Verwandschaft in Bündel sortiert, sodass die Mitglieder des Konsortiums die für sie passenden Pakete auswählen können.

Die Vorteile eines solchen Modells liegen neben der gesicherten Finanzierung für die Publikationen ohne Autor*innengebühren gerade für die Bibliotheksseite nicht nur darin, dass sich Ausgaben verlässlicher und auf längere Sicht planen lassen; sie erhalten auch ein Mitspracherecht in die Gestaltung der Bündel sowie des gesamten Finanzierungsmodells. Das Modell wird außerdem so angelegt, dass es Skalierung bei Wachstum gewährleistet, was ebenfalls zur Nachhaltigkeit beiträgt.

Gemeinsam sind wir stark

Durch die gemeinschaftliche Finanzierung lässt sich Nachhaltigkeit leichter erreichen, als wenn zum Beispiel einzelne Einrichtungen Zeitschriften finanzieren. Ein Konsortium kann es verkraften, wenn einzelne Teilnehmer von Runde zu Runde wechseln. Unser erklärtes Ziel ist es, damit der Gefahr entgegenzuwirken, dass einzelne Zeitschriften oder Schriftenreihen wieder in den Closed Access wechseln müssen, nachdem sie mit uns transformiert wurden. Außerdem können auch Einrichtungen, die weniger forschungsstark sind und bei Author-Pays-Modellen nur wenig zur Transformation als Ganzes beitragen können, leistungsstarke Partner in einem solchen Konsortium werden und die Transformation stärker mitgestalten. Wir hoffen daher auf möglichst viele Beteiligte aus den Reihen der deutschen Bibliotheken, um gemeinsam dieses Modell stark und zukunftsträchtig zu machen.

Quelle: Oberländer, Anja; Tullney, Marco: Gemeinschaftliche Open-Access-Finanzierung als Aufgabe für Bibliotheken, Open Access in der Erwerbung. 2021. https://doi.org/10.5446/52895

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Das Beitragsbild „Koala“ von Matthias Appel ist lizenziert unter CC BY-NC 2.0.