SCOAP³ – gibt’s jetzt auch für Bücher

SCOAP³ – das Sponsoring Consortium for Open Access Publishing in Particle Physics – wurde im Jahr 2012 unter der Schirmherrschaft des CERN ins Leben gerufen. Die Teilchenphysiker:innen hatten festgestellt, dass sie ihre Publikationen zu hohen Prozentsätzen über arXiv frei zur Verfügung stellten, sie aber trotzdem außerdem in Subskriptionsjournals publizierten. Dieser scheinbare Widerspruch hatte (und hat immer noch) mit dem etablierten System der Beurteilung wissenschaftlicher Leistung zu tun: Anerkannt wird nur, was in Zeitschriften mit Peer-Review-Verfahren publiziert wird und damit quasi ein Qualitätssiegel erhalten hat. Die Macher:innen von SCOAP³ wollten mit der Gründung des Konsortiums die beiden Welten Open Access und Publikation in renommierten Zeitschriften zusammenführen. SCOAP³ wurde damit zum Vorreiter und Prototyp für die Umstellung des Geschäftsmodells der Finanzierung des Produktes Zeitschrift (per Subskription oder Lizenzierung) auf das Modell der Finanzierung einer Dienstleistung, hier der Bereitstellung von Zeitschriftenartikeln im Open Access.

Spätestens seit 2014 mit den ersten durch SCOAP³ finanzierten Open-Access-Veröffentlichungen, lässt sich sagen, dass die Teilchen- und Hochenergiephysik bisher das einzige Fachgebiet ist, in dem die gewünschte Open-Access-Transformation mit Gold Open Access bereits umgesetzt ist. So sind in der Hochenergiephysik inzwischen ca. 90 % der jährlich weltweit erscheinenden Fachartikel für jeden frei zugänglich und unter CC-BY-Lizenzen nutzbar.

Die Technische Informationsbibliothek (TIB) ist Gründungsmitglied von SCOAP³ und als SCOAP³-DH die zentrale nationale Kontaktstelle für die deutschen Hochschulen.

Im Jahr 2019 hat SCOAP³ mit SCOAP³ for Books ein neues Projekt ins Leben gerufen, um neben Zeitschriftenartikeln auch Lehr- und Fachbücher aus der Teilchenphysik im Open Access bereit zu stellen. Dazu hat das SCOAP³-Team in den letzten Monaten intensive Verhandlungen mit Verlagen geführt. Leider konnten sich nicht alle Wünsche der ursprünglichen Liste umsetzen lasssen, gerade im Bereich allgemeiner Lehrbücher und bekannter Grundlagenliteratur (wie z.B. zur Quantenphysik) sind die Anbieter nicht mitgezogen. Trotzdem ist mein Eindruck, dass die Verhandlungsführer vom CERN sehr genau auf die Umsetzung der Bedarfe der Community geachtet haben und sich nicht von den Bedarfen der Verlage haben überrumpeln lassen.

So können sich die die ersten vier Buchtitel, die jetzt 2021 über SCOAP³ for Books im Open Access bereitgestellt werden, durchaus sehen lassen:

Weitere Bücher werden in den nächsten 12 Monaten folgen, es stehen noch Buchtitel von Springer, Taylor & Francis, Oxford University Press, Cambridge University Press und Elsevier auf der To-Do-Liste von SCOAP³ for Books.

Auf der SCOAP³ for Books-Website wird die Liste der Open-Access Bücher und Förderer stetig aktualisiert. Auf dem INIS Repository werden die Titel zukünftig ebenfalls gelistet. Aktuell sind sie nicht nur über die Verlagseiten, sondern auch in der OAPEN library über die SCOAP³ Collection abrufbar.

Für die Bibliothekar:innen unter uns: Dank der Verzeichnung in OAPEN stehen die Metadaten der SCOAP³ Collection gesammelt in täglichen Metadaten Feeds mit verschiedenen Formaten (z. B. ONIX 2.1, ONIX 3.0, MARC XML & CSV)  für Bibliotheken zur Einspielung in ihre Katalogsysteme zur freien Verfügung. Die Daten sind damit auch über Bibliothekslieferanten wie z.B. ProQuest (Serials Solutions), ExLibris (PrimoCentral, ALMA), EBSCO (EBSCO Discovery Service), OCLC (WorldCat), BASE Academic Search Engine, Unpaywall abrufbar. Die digitale Langzeitarchivierung der Werke ist über Portico sichergestellt.

Finanziert wird SCOAP³ von rund 3.000 Bibliotheken, Forschungsinstituten und Forschungsförderern aus 46 Ländern. Im Jahr 2020 sind alle SCOAP³-Partner eingeladen worden,  freiwillig einen einmaligen Beitrag zum Vorhaben beizusteuern.

Die TIB hat sich in ihrer Rolle als zentrale Fachbibliothek und Gründungsmitglied von SCOAP³ mit einem gesonderten Betrag an SCOAP³ for Books beteiligt. Von den deutschen Hochschulen haben sich außerdem die folgenden Einrichtungen an der Mission „Open Access für die HEP-Bücher“ beteiligt:

  • Universität Bielefeld
  • Humboldt-Universität zu Berlin
  • Technische Universität Dortmund
  • Georg-August-Universität Göttingen
  • Leibniz Universität Hannover
  • Goethe-Universität Frankfurt
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
  • Universität Rostock
  • Eberhard Karls Universität Tübingen
  • Universität Hamburg
  • Universität Duisburg-Essen
  • Universität Leipzig

Eine gute Investition, wie wir finden – Herzlichen Dank!

Ein weiterer Hinweis aus dem Fachreferat Physik sei abschließend erlaubt: Mit der Particle Physics Reference Library stellen CERN und Springer in einer gemeinsamen Initiative Bände des Landolt-Börnstein zur Elementarteilchenphysik im Open Access bereit.

... ist Fachreferentin für Physik und zuständig für die Nationale Kontaktstelle im Netzwerk arXiv-DH