Vom Kupferstich zum Pixel
Projekt GESAH: Die Digitalisierung der Graphischen Einzelblätter der Sammlung Albrecht Haupt ist abgeschlossen
Ein Beitrag von Birte Rubach und Nicole Kehm
Die Magazinräume vor dem „Blauen Kabinett“ am TIB-Standort Technik/Naturwissenschaften verwandelten sich für eine Woche zum Fotostudio. Die Fotografen von Euromediahouse Fotocentrum GmbH aus Hannover richteten für das Projekt GESAH (siehe Kasten) eine professionelle Digitalisierungsstation mit Aufnahmetisch, Ansaugplatte, Säulenstativ und Studioleuchten ein.
Circa 200 Zeichnungen, Aquarelle, Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte der Sammlung Albrecht Haupt sind besonders groß im Format und in den meisten Fällen zu fragil für einen Transport; manche sind mehrteilig, gefalzt oder bergen andere Herausforderungen, sodass eine Digitalisierung mit den hauseigenen Scannern nicht zu realisieren war.
Nach den Vorgaben der Teams Retrodigitalisierung und Langzeitarchivierung sowie unter Beachtung aller Maßgaben der Bestandserhaltung entstanden innerhalb von sieben Arbeitstagen 417 hochauflösende Digitalisate, die nahtlos in den Digitalisierungsworkflow mit der Software goobi eingespeist werden konnten und nun in die GESAH-Erschließungsumgebung überspielt werden können.
Die Fotokampagne der circa 200 Großformate bildete den Abschluss der umfangreichen Digitalisierungsmaßnahmen der Einzelgraphiken der Sammlung Albrecht Haupt. Diese begannen bereits vor der Projektlaufzeit Anfang 2017 und konnten – nach längerer Unterbrechung – ebenfalls Anfang 2021 abgeschlossen werden. Sie konzentrierten sich vornehmlich auf die klein- und mittelformatigen Graphiken. Die Digitalisate wurden originalgetreu auf einem Großformatscanner, dem Book2Net Flash, gescannt. Dabei wurde nicht nur ein Gesamtbild erstellt, sondern auch Einzelbilder bei mehreren Vorlagen auf einem Materialträger. Insgesamt wurden im Team von 5.229 graphischen Einzelblättern 15.213 digitalisierte Seiten für GESAH hergestellt.
Die inhaltliche Erschließung der Werke kann nun innerhalb des Projektes „Digitalisierung und fachliche Erschließung der Graphischen Einzelblätter der Sammlung des Architekten Albrecht Haupt“ (GESAH) verstärkt in den Fokus genommen werden, um die hochwertigen Digitalisate der Hauptʼschen Einzelgraphiken bald allen Interessierten in strukturierter Form zugänglich zu machen.
Das Projekt GESAH
Die Sammlung Albrecht Haupt gehört an der TIB zu den Sonderbeständen und ist dies auch im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie fällt zu großen Teilen inhaltlich aus den eigentlichen Sammelschwerpunkten einer technischen Bibliothek heraus. Sie wurde von dem Architekten und Bauhistoriker Karl Albrecht Haupt (1852-1932) zusammengetragen, der, aus dem hessischen Büdingen stammend, den Großteil seines Lebens in Hannover als Architekt und Dozent für Baugeschichte an der damaligen Technischen Hochschule tätig war.
Neben seiner Bibliothek und seinen eigenhändigen Reiseskizzen, die ebenfalls Bestandteil der Sammlung sind, trug Albrecht Haupt im Laufe seines Lebens zahlreiche Einzelgraphiken zusammen. Diese circa 6.800 Druckgraphiken und Zeichnungen zu verschiedensten Themen, die vom 15. bis ins 19. Jahrhundert datieren, sind derzeit noch nicht inventarisiert und deshalb nur punktuell publiziert bzw. überhaupt bekannt.
Die Digitalisierung der Graphiken ist Bestandteil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten GESAH-Projektes, das sich in einer Laufzeit von drei Jahren (bis 10/2022) in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl der Leibniz Universität Hannover für Bau- und Stadtbaugeschichte des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur, kurz IGT, der Erschließung und Veröffentlichung der Sammlung widmet.
