Ein Vordenker, der sich seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandersetzt – Amartya Sen erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2020

Bereits 1998 erhielt Amartya Sen den Alfred Nobel Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Arbeiten zur Wohlfahrtsökonomie und zur Sozialwahltheorie. 22 Jahre später wird nun am 18. Oktober 2020 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels folgen. Dieser wird seit 1950 verliehen, ist mit 25.000 Euro dotiert und die im moralischen Sinn höchste Auszeichnung, die ein Künstler oder Intellektueller in Deutschland erhalten kann.

Der Stiftungsrat begründet seine Wahl wie folgt: „Wir ehren mit Amartya Sen einen Philosophen, der sich als Vordenker seit Jahrzehnten mit Fragen der globalen Gerechtigkeit auseinandersetzt und dessen Arbeiten zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit in Bezug auf Bildung und Gesundheit heute so relevant sind wie nie zuvor.“ Eine seiner wichtigsten Forderungen sei, gesellschaftlichen Wohlstand nicht allein am Wirtschaftswachstum zu messen, sondern immer auch an den Entwicklungsmöglichkeiten – gerade für die Schwächsten.

Die Freiheit der Wahl gibt uns die Möglichkeit zu entscheiden, was wir tun sollten, aber damit zugleich auch die Verantwortung für das, was wir tun – soweit unsere Handlungen frei gewählt sind. <span class="su-quote-cite"><a href="https://www.tib.eu/de/suchen/id/TIBKAT:62249029X/Die-Idee-der-Gerechtigkeit?noCHash=964c2ff7fd5f3c35812c5d3136fa1ee6" target="_blank">(Amartya Sen, 'Die Idee der Gerechtigkeit')</a></span>
Amartya Sen während einer Vorlesung an der Universität zu Köln 2007 anlässlich der Verleihung des Meister-Eckhart-Preises ( (C) Elke Wetzig, CC BY SA 3.0)
Das Thema Gerechtigkeit beschäftigt Sen schon fast sein ganzes Leben. Analysen zur Entstehung von Hungersnöten machten ihn berühmt. So legte er 1981 in seinem Buch „Poverty and Famines“ („Armut und Hungersnöte“) dar, dass nicht das Fehlen von Nahrung für Hungersnöte verantwortlich ist, sondern eine falsche Verteilung der Nahrungsmittel. Sen sieht Armut nicht nur als ökonomisches Problem, sondern als Mangel an Verwirklichungschancen des Einzelnen. Daher betont er auch stets die Rolle von Bildung. Sen bringt in seinen Werken Moral und Wirtschaftswissenschaft zusammen und widmet den Großteil seiner Arbeit der Entwicklung einer moralisch fundierten Wirtschaftswissenschaft.

Viele Arbeiten Sens sind im TIB-Portal nachgewiesen bzw. im Bestand vorhanden und können in unseren Standorten TIB Conti-Campus bzw. TIB Sozialwissenschaften ausgeliehen werden.

ist Fachreferentin für Biologie, Gartenbau, Umwelttechnologien und Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Informationsbibliothek (TIB) und zuständig für die Ausbildungskoordinierung (höherer Dienst).