Open-Access-Tage 2019 in Hannover

Ein Beitrag von Anna Strohmeier, FH Potsdam

Welfenschloss Hannover
Veranstaltungsort: Das Welfenschloss in Hannover (Hauptgebäude der LUH). Foto: TIB

Vom 30. September 2019 bis zum 2. Oktober 2019 trafen sich 435 Teilnehmer*innen größtenteils aus Bibliotheken, Forschungsinstituten und Open-Access-Fördereinrichtungen in Hannover, um aktuelle Open-Access-Entwicklungen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu diskutieren und zu reflektieren.

Die Open-Access-Tage bilden seit 2007 einen wichtigen Bestandteil des fachlichen Diskurses in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ausgerichtet wurde die Konferenz von der Leibniz Universität Hannover (LUH), der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek (GWLB).

Neben verschiedenen Sessions gab es drei Keynote-Reden, praxisorientierte Workshops, einen Toolmarktplatz, eine Postersession und optional für Interessierte Führungen in der TIB.

Die Veranstaltungen gaben einen Überblick über den Stand aktueller Open-Access-Initiativen und Geschäftsmodelle, aber auch über grundsätzliche wissenschaftsethische Fragen.

Auf die Begrüßungsworte von Volker Epping (Präsident der Leibniz Universität), Björn Thümler (Minister für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen), Dietrich Nelle (Ministerialdirigent, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Abteilung Grundsatzfragen und Strategien; Koordinierung) folgte die erste Keynote-Rede von John Willinsky: „Daring to Dream of Universal Open Access“, welche die Relevanz von globalem Open Access und die Wichtigkeit des Einsatzes der Bibliothekar*innen in diesem Bereich unterstrich.

Am Nachmittag teilte sich die Veranstaltung in vier Sessions auf. Die erste Session bestand aus drei Vorträgen, die das Zweitveröffentlichungsrecht, die Erfahrungen aus dem Programm Hamburg Open Science im Bezug auf Nachhaltigkeit und der Fürsprache für Open Access von Forschungsdienstleistern behandelten. Der erste Vortrag von Thomas Hartmann bilanzierte, wie erfolgreich Zweitveröffentlichungen auf Basis des § 38 Abs. 4 Urheberrechtsgesetz in den Wissenschaftseinrichtungen erfolgen. Die anschließende Diskussion zeigte die Problematik, dass der Fokus des Gesetztes lediglich auf Zeitschriftenaufsätzen liegt und Monographien nicht berücksichtigt. Zudem seien viele Wissenschaftler*innen zu wenig oder falsch über das Zweitveröffentlichungsrecht informiert. Der zweite Vortrag von Juliane Finger und Konstantin Olschowsky stellte Strategien vor, um für den Open-Access-Kulturwandel Strukturen zu schaffen, die auch nach dem Ende des Programms Hamburg Open Science weiter Bestand haben. Ihr Ergebnis war ein Baukastensystem zur Verankerung des Kulturwandels bei den Wissenschaftler*innen. Der letzte Vortrag dieser Session war „Advocacy of Open Access in Research Services“ von Reingis Hauck und Anneke Meyer. Der Vortrag zeigte, in welcher Weise Forschungsservices bzw. Forschungsmanager*innen als Fürsprecher*innen von Open Access auftreten können, um nicht nur den Kulturwandel unter den Forscher*innen, sondern auch in organisationaler Hinsicht zu befördern.

Der zweite Veranstaltungstag startete mit der Keynote 2 von Elena Šimukovic: „Eine Erfolgsgeschichte? Open Access zwischen kollektivem Handeln, (un-)sichtbaren Infrastrukturen und neoliberalen Verwandlungen“.

Anschließend bekamen die Teilnehmer*innen der Open-Access-Tage im Rahmen der Postersession die Möglichkeit, aktuelle Forschungsergebnisse mit den Posterautor*innen zu diskutieren und ihre Stimme für die ihrer Meinung nach besten Poster abzugeben.

Nach der Kaffeepause fanden in der fünften Session drei Vorträge statt, die Bilanz zogen über den Stand der Open-Access-Bewegung.

Der letzte Tag der Konferenz begann mit der Session 9. Der erste Vortrag von Angela Holzer „Überregionale Lizenzierung und Open Access Publizieren“ stellte diese beiden Arten zu Publizieren gegenüber und stellte die Auswertung der beiden Programme vor. Der folgende Vortrag von Annette Klein betrachtete den Aspekt der Erwerbung bei Open-Access-Modellen. In der anschließenden Diskussion wurde angeregt debattiert, wie weit der Versorgungsauftrag der einzelnen Bibliothek geht. Der dritte Vortrag der Session 9, „Förderbedingungen für Publikationsfonds: Open Access – ganz oder gar nicht?“ von Christof Capellaro und Christian Kaier stellte zunächst ein umfassendes Papier zum Thema „Open Access Publikationsfonds – Einrichtung und Förderbedingungen“ vor und ging dann auf den Prozess der Entstehung des Papiers ein, insbesondere die Spannungen, die sich bei der Entstehung des Papiers ergaben.

Nach der darauf folgenden Kaffeepause folgte die dritte Keynote-Rede von Mikael Laakso: „Infrastructure for data on open access: openness, sustainability, reproducibility“, in welcher Laakso auf das Problem der mangelnden (Langzeit-)Datenqualität zur Erforschung des Standes von Open Access aufmerksam machte. Er wies auch darauf hin, dass die Datenqualität sich schon erheblich verbessert habe in den letzten Jahren.

Im Anschluss an die Keynote-Rede wurden die drei besten Poster gekürt und der Veranstaltungsort 2020 bekannt gegeben (Bielefeld). Die hohe Zahl an Teilnehmer*innen zeigte das große Interesse an Open Access in der Fachcommunity. Die Veranstaltung ließ Raum für direkten fachlichen Austausch mit Kollegen, die schon im Berufsleben stehen. Die Open-Access-Tage sind auch für Student*innen eine sehr empfehlenswerte Veranstaltung im Hinblick auf die Abschlussarbeit und das erste Knüpfen beruflicher Kontakte.