Hinter den Kulissen – Aufräumen der Lesesaalsystematik Rechtswissenschaften

ein Beitrag von Anja Gräbitz und Elke Brehm

Im Laufe der letzten vier Jahre wurde die Aufstellungssystematik im Fachbestand Rechtswissenschaft (FBR) am TIB-Standort Conti-Campus umfassend überarbeitet.

Eine Aufstellungssystematik ist ein Klassifikationssystem, das das gesamte Spektrum eines Fachs in einem hierarchisch aufgebauten System zu ordnen versucht. Nach dieser Systematik wird die Fachliteratur nach Sachgruppen sortiert im Lesesaal aufgestellt. Darüber hinaus werden durch die Benennung der Sachgruppen Schlagworte in den bibliographischen Daten der Titel im Bibliothekskatalog erfasst, die die Auffindbarkeit bei der Recherche im TIB Portal und Bibliothekskatalog erhöhen.

Die Aufstellungssystematik des Fachbestands Rechtswissenschaften ist online einsehbar.  Die Systemstellen sind mit dem an der jeweiligen Systemstelle aufgestellten Bestand verknüpft – ein virtuelles Bibliotheksregal.

Die Aufstellungssystematik des Fachbestands Rechtswissenschaften an der TIB beruht auf dem rechtlichen Ausschnitt der sogenannten Bremer Systematik – einer Universalklassifikation, die sämtliche Wissenschaftsbereiche abdeckt. Die Untergliederung der einzelnen Systemstellen erfolgt mit Hilfe von Ziffern von 001 (Grundfragen des Rechts) bis 998 (Ausländisches Recht – Afrika). Diese werden zur weiteren Untergliederung bei Bedarf durch Unterpunkte ergänzt.

Ziele der Überarbeitung waren unter anderem die Erhöhung der Benutzerfreundlichkeit, die Reduzierung des Umfangs, die sprachliche Überarbeitung und die Abbildung neuer rechtlicher Entwicklungen.

Die größten inhaltlichen Veränderungen haben sich im Europarecht ergeben: Durch die EU-Verträge von Maastricht, Amsterdam, Nizza und Lissabon wurde die Europäische Union gegründet, die Institutionen mehrfach reformiert, eine Unionsbürgerschaft und Elemente einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik eingeführt. Neben dem Beitritt und der Erweiterung muss nun auch der Austritt aus der EU vorgesehen werden.

Solche Änderungen müssen bis zu einem gewissen Grad auch in der Systematik abgebildet werden, damit neu erscheinende Titel zu diesen Themen einen fachlich passenden Standort zugewiesen bekommen können.

Die Systematik hatte vorher in ausgedruckter Form knapp 200 DIN A4 Seiten. Sie war inhaltlich sehr genau, damit aber für Nutzer und Bibliothekspersonal gleichermaßen als Aufstellungssystematik schwer handhabbar: An vielen Systemstellen der Klassifikation standen im Lesesaal gar keine oder nur sehr wenige Titel, so dass diese gestrichen oder zusammengefasst werden konnten. An anderen Stellen hatten sich Themengebiete weiterentwickelt und mussten neu strukturiert oder anderweitig verortet werden. Nach Abschluss der Arbeiten hat die Systematik nur noch 133 DIN A4 Seiten und ist deutlich übersichtlicher geworden.

Nach der Überarbeitung der Systematik erfolgte die praktische Umsetzung der Änderungen, denn die Titel müssen an den neuen Systemstellen im Lesesaal ja auch auffindbar sein. Dazu mussten zunächst die bibliographischen Daten der Bücher im Katalog und anschließend die Signaturschilder auf den betroffenen Büchern aktualisiert werden. Dies ist der aufwändigste Schritt. Während die inhaltliche Arbeit an der Systematik selbst in ein paar Stunden erledigt werden kann, dauert dies viele Wochen: Alle Titel an den betroffenen Systemstellen müssen bearbeitet werden. An diesen Arbeiten waren neben dem Fachreferat insgesamt vier weitere Personen viele Stunden und Wochen beteiligt.

Den Kolleginnen und Kollegen, die dieses Projekt mit sehr viel Engagement und zum Teil zusätzlich zu ihren Aufgaben bewältigt haben, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Ohne dieses Engagement wäre dieses Projekt nicht zum Abschluss gekommen.

... ist Fachreferentin für Rechtswissenschaften, stellvertretende Justiziarin und Datenschutzbeauftragte der TIB