Seid alle herzlich gegrüßt, Eure Minnie

Bereits im Juni des vergangenen Jahres berichtete Sören Auer von der Veröffentlichung der (weltum-)spannenden Familiengeschichte unserer Kollegin Petra Mensing. Nachdem die erste Ausstellung zum Buch am 14. März 2019 zu Ende ging, zeigt die Autorin nun Dokumente zu ihrer Familiengeschichte am TIB-Standort Geschichte/Religionswissenschaft. Aus diesem Anlass haben wir uns zu einem kurzen Interview getroffen.

Frau Mensing, Ihr Buch trägt den ungewöhnlichen Titel „Seid alle herzlich gegrüßt, Eure Minnie“. Wie sind Sie auf diesen Titel gekommen?

„Seid alle herzlich gegrüßt, Eure Minnie“ enthält die Lebensgeschichte meiner Großtante Minna Faltin (geboren 1901 in Linden, gestorben 2001 in Champaign, USA). Zeitlebens hat sie Briefkontakt mit ihrem Bruder und dessen Frau gehalten – meinen Großeltern Friedrich und Magdalena Alschner. Häufig hat sie die auf dünnem Luftpostpapier eng beschriebenen Briefe mit „Seid alle herzlich gegrüßt …“ unterschrieben, sodass die Verwendung als Titel nahe lag.

Minnies Lebensweg ist sehr ungewöhnlich für die damalige Zeit. Hat sie das alles wirklich so erlebt?

Minnies Lebensgeschichte ist genauso verlaufen, wie im Buch beschrieben: 1901 in Linden geboren, verliert sie mit zwölf Jahren ihre Mutter, mit 13 Jahren dann auch den Vater. Gemeinsam mit ihrem elfjährigen Bruder gelangte sie 1915 nach Bissendorf bei Hannover, wo sie getrennt voneinander als Magd bzw. Knecht arbeiten mussten. Während Friedrich sich entschied, in Bissendorf zu bleiben, wollte Minnie etwas von der Welt sehen. Sie lernte Köchin sowie Haushälterin und reiste 1923 nach St. Domingo um dort für den Konsul Hohlt zu arbeiten. Von 1926 bis 1927 war sie als Köchin für Konsul Zitelmann in Havanna tätig, später dann viele Jahre in New York. Dort war sie als Zimmermädchen in den Türmen des Waldorf-Astoria beschäftigt und traf viele prominente Bewohner. Kurz vor ihrem 100. Geburtstag starb sie dann in Champaign.

Was hat Sie bewogen, diese Geschichte zu veröffentlichen?

Als Siebenjährige hatte ich das große Glück, Minnie, ihre Tochter Lottie und ihren jüngsten Enkel Paul persönlich kennenzulernen. Ich war damals sehr beeindruckt, eine Tante und Familie in Amerika zu haben. Warum sie dort und mein Großvater in Deutschland lebte, war mir nicht bewusst und ich fragte auch nicht. Die Umstände, unter denen die Beiden aufwuchsen, waren mir damals noch unbekannt. Rückblickend hätte ich beide gerne zu ihrer Kinder- und Jugendzeit befragt. Doch als ich 2010 anfing, mich mit meiner Familiengeschichte zu befassen, war Minnie bereits seit neun Jahren verstorben, Friedrich sogar schon seit 22 Jahren. Doch Minnie hatte zahlreiche Briefe hinterlassen sowie 33 Seiten mit handschriftlichen Erinnerungen. Das war meine Basis, um die einzelnen Stationen im Leben der beiden nachzuvollziehen. Je tiefer ich in die Geschichte eintauchte und feststellte, dass Minnies Angaben alle belegbar waren, umso klarer wurde der Gedanke, dass diese Geschichte nicht in meiner privaten Schublade versteckt werden sollte.

Was bekommen unsere Besucherinnen und Besucher in der Vitrine zu sehen? Und wie lange wird diese kleine  Ausstellung zu sehen sein?

In der Vitrine stelle ich unter anderem Minnies Reiserouten zwischen 1923 und 1927 sowie ihre Wohnorte in den USA dar. Minnie zog, bevor sie ihre lange Anstellung im Waldorf Astoria Hotel bekam, immer der Arbeit hinterher – gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter und der 1930 geborenen Tochter Lottie. Außerdem sind Briefausschnitte und eine exemplarische Paketliste ausgestellt. Minnie hat nach dem Zweiten Weltkrieg unzählige Pakete nach Deutschland geschickt. Meine Großmutter Magdalena hat fein säuberlich notiert, was in den Paketen enthalten war. Daher weiß ich, dass beispielsweise im einem Paket aus dem Jahr 1947 unter anderem ein Gebiss mit im Paket war. Darüber hinaus gibt es einige Fotos zu sehen und wer genau hinschaut, findet auch mich auf einem der Fotos.

Der TIB-Standort Geschichte/Religionswissenschaft ist Montag bis Freitag von 9 bis 20 Uhr geöffnet.
Die Dokumente zu Minnies Leben werden dort bis Ende August 2019 zu sehen sein.

Weitere Informationen gibt es auch auf der Homepage der Autorin Petra Mensing.