Praktikumsbericht: Die TIB – eine Bibliothek mit Vision
Luis Moßburger ist Student der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, am Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen München. An der TIB hat er in den letzten beiden Wochen ein Praktikum absolviert und in den Forschungsgruppen „Data Science & Digital Libraries“ und „Scientific Data Management“ hospitiert. Einen Bericht dazu hat er im aubib.de-Blog veröffentlicht. Vielen Dank dafür, dass wir diesen Bericht auch hier im TIB-Blog veröffentlichen dürfen:
Die letzten beiden Wochen über durfte ich ein Praktikum in den beiden Forschungsgruppen „Data Science & Digital Libraries“ und „Scientific Data Management“ an der Technischen Informationsbibliothek, kurz TIB, in Hannover absolvieren.
An die TIB wollte ich unbedingt, vor allem deswegen, weil ich das Gefühl hatte, aus dieser Bibliothek nimmt man etwas mit – Ideen, Gedanken und Motivation für das eigene Arbeiten. Und nach diesen zwei Wochen kann ich sagen: Mit diesem Gefühl lag ich – Gott sei Dank! – völlig richtig. Zum Einen durfte ich Einblick in spannende, innovative Projekte erhalten, wie den Open Research Knowledge Graph, das OpenResearch Wiki oder in der zweiten Woche das Projekt iASiS, das Diagnose und Forschung zum Thema Lungenkrebs und Alzheimer unterstützen will. Ich kann gar nicht zählen wie oft ich in den beiden Wochen die Wörter „faszinierend“, „der Wahnsinn!“ oder einfach gar nichts mehr gesagt habe…
Zum Anderen durfte ich erfahren, was für ein Denken hier herrscht. Die TIB ist eine Bibliothek mit Vision. Sie will unverzichtbar sein, mit ihren Services, Begleitung von WissenschaftlerInnen und Studierenden in allen Phasen des Arbeitens, aber sie will auch mit ihrer eigenen Forschung aktiv mitgestalten – und ich denke, das gelingt ihr auch.
Was nehme ich also mit für Bibliotheken und die Ausbildung bzw. das Studium davor?
1) Umdenken!
Ja ja, jeder spricht ständig darüber: Bibliotheken sind keine Bücherhaufen mehr. Das bloße Reden davon macht aber keinen Unterschied. Ändern kann sich nur etwas, wenn jeder von uns Motivation und Energie aufbringt die Bibliothek zu dem zu machen, was sie sein sollte: DER Ort für Wissen und Kreativität.
2) Können!
Forschungsdatenmanagement kann nur jemand betreiben, der auch weiß, wie das geht, der sich schon mal in völlig fremde Fachgebiete eingearbeitet hat. Zukunftstechnologien kann nur jemand entwickeln, der Ahnung von Semantic Web, Machine Learning & Co. hat. Wir müssen viel mehr Fachkompetenz entwickeln statt uns mit Oberflächenwissen zufrieden zu geben.
3) Anpacken!
Während des Praktikums konnte ich auch mit dem Direktor der TIB, Prof. Dr. Auer, sprechen. Das Wichtigste, das ich auch diesem guten Gespräch mitnehmen konnte ist: von heute auf morgen kann man nicht alles umwerfen – aber es kommt darauf an, dass man sich bewegt. Kleine Schritte genügen, um besser zu werden. Aber man muss sich trauen und diese Schritte auch tun.
Ich kann schwierig zum Ausdruck bringen, was genau mir das Praktikum eigentlich mit auf den Weg gegeben hat. Ich kann aber sagen: ich bin froh, es dabei zu haben.
In diesem Sinne: Umdenken! Können! Anpacken!
Luis Moßburger (Kurs 16/19)
aubib.de wurde von Studierenden des Bachelorstudiengangs Bibliotheks- und Informationsmanagement am Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern im Rahmen eines praxisorientierten Teamprojekts entwickelt. Mehr dazu
... arbeitet im Team Kommunikation und Marketing der TIB als Social Media Manager und Webredakteur
Vom Bücherhaufen zum Datenhaufen
Ein Praktikum an der TIB ist ganz sicher immer eine gute Idee und eine Bereicherung. Und für mich als Mitarbeiter ist so ein Bericht eine gute Möglichkeit einer Außenansicht. Meine Gedanken zu diesem Blog-Artikel möchte ich nicht als Kritik an dem Beitrag unseres Gastes verstanden wissen. Sie sind vielmehr Ausdruck einer Selbstreflexion und ein Nachdenken über die Entwicklungen (m)einer Institution.
1.) Nachdenken
Ich hoffe sehr, dass es der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern gelingt, die Vorstellung, eine Bibliothek sei ein Bücherhaufen gewesen, zu revidieren. Denn das ist sie nicht und war sie noch nie. Sie war schon immer DER Ort für Wissen und – wenn es gut läuft – darauf aufbauend auch für Kreativität.
2.) Verstehen
Um Fachkompetenz zu entwickeln bedarf es einer soliden Basis und der tiefen und anstrengenden Auseinandersetzung mit einem Thema. Ohne zu wissen, woher ich komme und wohin ich will, sind Zukunftstechnologien Blasen in einem Paralleluniversum. Wenn etwas Nachhaltiges und Substantielles entstehen soll, dann sollte es gelingen, Altes und Neues miteinander zu verbinden.
3.) Gestalten
Klar, von heute auf morgen kann man nicht alles umwerfen. Bis man alles umgeworfen hat, braucht es etwas länger Zeit. Aber muss man das? Ist es nicht besser zu schauen, was hat sich bewährt (auch im Sinne von: Was hat einen Wert?) und was müssen wir anpassen oder neu entwickeln? Ich erlebe oft, dass es bei der Frage nach der (digitalen) Zukunft um ein vorher analog, nachher oder nur noch digital geht. Dabei wird übersehen, dass es sich um einen Transformationsprozess handelt, der gestaltet werden kann und sollte.
4.) Verbinden
Es ist Weihnachtszeit und deshalb wünsche ich mir, dass es uns gelingt, eine Verbindung zwischen scheinbar unterschiedlichen Welten, Werten und Vorstellungen zu entwickeln, um als Bibliothek (oder als Informationszentrum)in seiner Gesamtheit wahrgenommen zu werden.