Wellcome Trust und Gates Foundation: gewichtige Unterstützung für Plan S

Pläne, Strategien und politische Bekenntnisse zu Open Access werden gefühlt im Wochentakt veröffentlicht, aber selten hat eine Ankündigung so viel Staub aufgewirbelt wie der Anfang September 2018 von der cOAlition S vorgestellte Plan S. Die cOAlition S ist eine Allianz von bislang 13 europäischen Forschungsförderern und wird von der Europäischen Kommission und dem European Research Council (ERC) unterstützt. Eine treibende Kraft hinter dem Plan ist Robert-Jan Smits, der Anfang 2018 von der Europäischen Kommission zum Sonderbeauftragten für Open Access bestimmt worden war, um das 2016 von der EU propagierte Ziel von freiem Zugang zu 100 % der öffentlich finanzierten wissenschaftlichen Literatur bis 2020 zu erreichen. Zu den zehn Prinzipien von Plan S gehören unter anderem eine Preisobergrenze für Open-Access-Publikationsgebühren, liberale offene Lizenzen (bevorzugt CC BY) und eine Ablehnung des hybriden Modells. Insbesondere der letzte Punkt ist eine entscheidende Neuerung und eine Abkehr von der bisherigen Praxis vieler Förderer.

Der Plan S hat Zustimmung von verschiedenen Seiten erfahren, darunter der Fair Open Access Alliance oder der Open Access Scholarly Publishers Association (OASPA). Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) steht den Zielen von Plan S positiv gegenüber, ohne jedoch der cOAlition S beizutreten. Neben eher wenigen Akteuren, die sich kategorisch gegen den Plan ausgesprochen haben, gibt es eine große „Ja, aber…“-Fraktion, darunter auch etliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihre Kritik in einem offenen Brief geäußert haben: Open Access sei ja gut und richtig, Plan S aber zu radikal und zu riskant. Zwei der wichtigsten Einwände waren, dass einerseits ein Alleingang von europäischen Förderern den Wissenschaftler/innen dieser Länder schaden könnte und andererseits hybrides Open Access, also die Möglichkeit, in High-Impact-Subskriptionszeitschriften gegen zusätzliche Gebühr Open Access zu veröffentlichen, unverzichtbar wäre.

Genau diese beiden Argumente wurden kürzlich etwas entkräftet. Mit dem britischen Wellcome Trust und der amerikanischen Bill & Melinda Gates Foundation sind nun zwei der weltweit größten Förderer insbesondere von biomedizinischer Forschung mit dabei. In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben die beiden Stiftungen am 5. November 2018 bekanntgegeben, der cOAlition S beizutreten und den Plan S zu unterstützen. Beide Organisationen waren bislang schon stark für Open Access engagiert und gehen damit noch einen Schritt weiter.

Sitz des Wellcome Trust in London (Antiquary / CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)
Sitz der Bill & Melinda Gates Foundation in Seattle (Adbar / CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)

Es blieb nicht bei einer Absichtserklärung, der Wellcome Trust hat gleichzeitig seine neue Open Access Policy veröffentlicht, die am 1. Januar 2020 in Kraft tritt. Eine der wichtigsten Änderungen: Im Einklang mit Plan S wird künftig kein hybrides Open Access mehr gefördert. Bislang haben Wellcome und Gates wie viele andere Förderer diesen Weg zugelassen, um die Open-Access-Pflicht bei Veröffentlichungen zu erfüllen. In Zukunft müssen Forschende, deren Projekte vom Wellcome Trust gefördert werden, ihre Ergebnisse in reinen Open-Access-Zeitschriften oder im grünen Weg über ein Repositorium – und das ist auch neu – ohne Embargofrist veröffentlichen.

Die Gates Foundation will ihre Open Access Policy in den nächsten zwölf Monaten überarbeiten und in Einklang mit Plan S bringen, was im Wesentlichen die hybriden Zeitschriften betrifft.

Auch wenn Übergangsfristen geplant sind – so will der Wellcome Trust bis 2022 hybride Zeitschriften weiter fördern, sofern eine klare Transformation zu Open Access erkennbar ist – ist die Abkehr vom hybriden Modell, wie sie auch die Europäische Kommission für das nächste Rahmenprogramm für Forschung und Innovation angekündigt hat, ein bedeutender Schritt. Immerhin flossen beim Wellcome Trust allein im Jahr 2017 rund 2,3 Millionen Euro (73 % der gesamten APCs) an hybride Zeitschriften. Hybrides Open Access wurde bisher von den Förderern als Schritt auf dem Weg zur vollständigen Open-Access-Transformation gesehen, allerdings wegen der Gefahr des „Double Dipping“ und der intransparenten Kostenstruktur auch sehr kritisch beurteilt. Die Abkehr von diesem Modell ist daher zu begrüßen.

Aus Deutschland ist kein Förderer Mitglied der cOAlition S, allerdings sind mit der Europäischen Kommission und dem ERC zwei Akteure dabei, die auch hierzulande relevant sind. Wenn vielleicht auch noch weitere Förderer hybrides Open Access ausschließen – egal, ob sie Plan S formal unterstützen oder nicht -, könnte das tatsächlich Druck auf die Verlage ausüben, Zeitschriften zu „echten“ Open-Access-Zeitschriften mit transparenten Kosten zu machen oder zumindest bei den Regeln zur Selbstarchivierung großzügiger zu werden. In diesem Fall wäre Plan S wirklich der große Wurf, als der er bisweilen schon gesehen wird.

... arbeitet im Bereich Publikationsdienste der TIB und ist insbesondere für Beratung und Schulungen zum Thema Open Access zuständig.