Wo sind die gelben Bände hin?

Das werden sich in den nächsten Monaten sicherlich einige hier in der Bibliothek fragen. Immerhin war die Signatur RN 648 eine der Signaturen, die viele im Haus wie im Schlaf zuordnen konnten, wenn es um Anfragen zu Inhalten aus den SPIE Proceedings ging. Kein Wunder, nehmen doch die gelben Bände – aktuell über 11.000  Stück – viele Regalmeter im Magazin ein. (Keine Sorge, verschwinden werden diese Bände nicht, es kommen nur keine neuen Regalmeter hinzu.)

Doch die Zeiten ändern sich und manche Gewohnheit kann überdacht und zum Positiven hin verändert werden, wenn die neuen Randbedingungen stimmen. Denn nutzerfreundlich war die ausschließliche Bereitstellung als gedrucktes Exemplar natürlich schon lange nicht mehr, weshalb wir uns bereits 2014 entschieden haben, die SPIE Proceedings über die SPIE Digital Library als Campuslizenz anzubieten.

Zusätzlich hat die TIB eine Förderung für die SPIE DL als Allianzlizenz bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) beantragt und erhalten, so dass weitere Bibliotheken die SPIE DL unter günstigeren Konditionen für ihren Campus freischalten konnten.

Jetzt sind die Inhalte der SPIE Digital Library, also neben den SPIE Journalen auch die Einzelbeiträge der SPIE Proceedings im TIB-Portal zu finden: mehr als 450.000 Artikel! Ich freue mich sehr über diese inhaltliche und funktionale Erweiterung des TIB-Portals, da hierdurch stark nachgefragte Paper aus unserem Bestand (deshalb war RN 648 ja vielen hier geläufig) sehr komfortabel im Direktzugriff bereitstehen. Hier ins TIB-Portal sind die gelben Bände also hin!

Sucht man im TIB-Portal z.B. nach Quantenpunkt, so erhält man dank der Synonymensuche (ein weiteres spannende Feature des Portals) auch Treffer zu quantum dot aus SPIE Publikationen.

Synonyme im TIB-Portal: Hier wird neben dem deutschen Begriff „Quantenpunkt“ auch das englische Äquivalent „quantum dot“ bei der Suche mit berücksichtigt.

Sehr gut gelungen ist im TIB-Portal auch die Verknüpfung zwischen Einzelbeitrag und zugehörigem Konferenzband, so dass immer nachvollziehbar ist, auf welcher der (häufig für die Fachcommunity sehr zentralen) Konferenzen der Beitrag präsentiert wurde.

Der Zusammenhang zwischen Konferenzband und enthaltenen Beiträgen wird im TIB-Portal abgebildet.

Es kommt aber noch besser: Aus den vorhandenen Metadaten wird für den Konferenzband ein Inhaltsverzeichnis generiert. Damit ist es möglich, weitere interessante Beiträge derselben Tagung zu identifizieren.

Als Deutsche Zentrale Fachbibliothek versorgen wir ja nicht nur die (akademische) Forschung, sondern ebenfalls die (forschende) Wirtschaft mit Literatur. Deshalb macht es mich besonders stolz, dass es uns hier gelungen ist, allen diesen Kundengruppen den Zugang zu den SPIE-Inhalten anzubieten: Neben dem Campus Hannover und Lizenzberechtigten außerhalb Hannovers können sogar Interessierte ohne eigene Lizenzen zugreifen, dank der nun vorhandenen Möglichkeit Einzelartikel zu kaufen.

Zugriffsoptionen auf Beiträge aus den SPIE Proceedings.

Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die dies möglich gemacht haben! Den Kollegen, die die Lizenzen verhandelt haben, den Kolleginnen, die sich um die richtige Einspielung der Metadaten in das Portal gekümmert haben, und und und … es waren viele, die an diesem weiteren – wie ich finde großen – Schritt zur Digitalisierung unserer Angebote beteiligt waren.

Die letzten ihrer Art – gedruckte Bände der SPIE Proceedings bei der Bearbeitung.

Mir persönlich fällt es so jedenfalls leicht, Abschied von einem unserer Bibliotheksklassiker zu nehmen, da ja nicht die Schönheit der Bände im Magazin, sondern der Nutzen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Vordergrund unserer Aktivitäten steht. Und trotzdem: Irgendwie wird es sich doch nach dem Ende einer Ära anfühlen, wenn ich nun in den nächsten Wochen die letzten (Bände) ihrer Art zur Bearbeitung aus meinem Regal holen werde.

... ist Fachreferentin für Physik und zuständig für die Nationale Kontaktstelle im Netzwerk arXiv-DH