Ein „Laborbericht“ – zum Start der TIB Labs

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Our job is to keep everlastingly at research and experiment, to adapt our laboratories to production as soon as practicable […].<span class="su-quote-cite"><em>William E. Boeing</em></span>

Mit den „TIB Labs“  verfügt die TIB seit einigen Wochen über eine eigene Plattform, um experimentelle Dienste, Beta-Versionen und Prototypen aus allen ihren Programmbereichen zu betreiben und zu präsentieren. In diesem „Labor“ gewähren wir Einblicke in unsere aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekte und erproben neue und innovative Technologien und Dienstleistungen.

Doch warum braucht die TIB, brauchen Bibliotheken überhaupt eigene „Laboratorien“?

Denken wir an ein Labor, denken wir vor allem an einen Ort der aktiven Forschung und wissenschaftlichen Entdeckungen: an die erste Beschreibung der Nukleinsäure durch Friedrich Miescher, an die Entdeckung der Radioaktivität durch die Curies oder an Alexander Flemmings Zufallsfund des Antibiotikums Penicillin. Laboratorien stehen daher gleichermaßen für Spitzenforschung und wissenschaftliche Durchbrüche wie für Experimente, Versuchsreihen und Innovationskraft.

Mit Bibliotheken assoziieren wir hingegen eher die Bewahrung des kulturellen Erbes und die verlässliche Bereitstellung von Informationen. Als Infrastruktureinrichtungen unterstützen Bibliotheken damit zwar Forschungsprozesse und die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – Experimentierfreude, eigene Forschungstätigkeiten und wissenschaftliche Entdeckungen verbinden wir jedoch seltener mit einer Bibliothek.

Allerdings wird man Bibliotheken damit nicht gerecht. Denn insbesondere vor dem Hintergrund des digitalen Wandels erweisen sich viele Bibliotheken als innovationsfreudige und wandlungsfähige Akteure. Im Rahmen eigener Forschungs- und Entwicklungsprojekte bauen sie innovative Informationsinfrastrukturen und Dienste für Forschung und Lehre auf. Damit unterstützen sie den Übergang zu einer digitalen, offenen und nachhaltigen Wissenschaft wesentlich.

Angesichts der damit verbundenen Herausforderung benötigen auch Bibliotheken Infrastrukturen für eigene Experimente und Forschungen. Viele Bibliotheken haben daher sogenannte „Library Labs“ mit dem Ziel eingerichtet, die eigenen Dienstleistungen fortlaufend auszubauen und zu verbessern. Sie sollen

  1. Räume zum Experimentieren und Sammeln von Erfahrungen mit neuen Technologien etablieren,
  2. Innovationsprozesse anregen,
  3. Offenheit und Transparenz der eigenen Forschungs- und Entwicklungsarbeit fördern,
  4. Vernetzung und Kollaboration mit Akteuren aus Wissenschaft und Forschung erleichtern und
  5. Nutzerinnen und Nutzern frühzeitig in Entwicklungsprozesse einbinden.

Vor diesem Hintergrund sind „Library Labs“ immer auch „Inkubatoren“ für bibliothekarische Dienstleistungen und Infrastrukturen von morgen. In den TIB Labs können daher z.B. mit SlideWiki, Skosmos oder einem Linked Data Fragments Server für den Metadatenbestand des TIB AV-Portals schon jetzt Services, Tools und Plattformen erprobt werden, die sich noch im Aufbau befinden.

Auf diesem Weg möchten wir unsere Nutzerinnen und Nutzern frühzeitig und konsequent in unsere Entwicklungs- und Forschungsprozesse mit einbeziehen. Sollten Sie daher Anregungen, Fragen oder kritische Anmerkungen zu den TIB Labs haben, würden wir uns über eine E-Mail an labs@tib.eu freuen.

Neben „Library Labs“ im engeren Sinne haben sich an Bibliotheken viele weitere Varianten von „Laboratorien“ zur Förderung von Forschung, Innovationen, Kooperationen und „Openness“ etabliert. Die TIB betreibt z.B. mit dem Open Science Lab bereits seit 2013 oder dem Lab nicht-textuelle Materialien Gruppen mit Laborcharakter. Im Gegensatz zu den Forschungsgruppen werden hier modellhaft und anwendungsorientiert innovative Werkzeuge und Dienste (weiter)entwickelt, ausprobiert und vermittelt.

Im Rahmen eines sogenannten Joint Lab forscht die TIB gemeinsam mit der Leibniz Universität Hannover und dem Forschungszentrum L3S in den Gebieten Data Science und Open Knowledge. Joint Labs sind ein Kooperationsmodell zwischen Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen, in denen wissenschaftliche Dienstleistungen für die Partner entstehen und die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses unterstützt wird.