Informationskompetenz – wo kann ich suchen und was ist die gefundene Information wert?

Wie Studierende der Wirtschaftswissenschaften im Zeitalter der Digitalisierung mit Informationen umgehen (sollten)

„Das (Hausarbeits-)Thema ist gut –
aber wer hat dazu schon etwas Schlaues geschrieben?“

„Der Beitrag passt haargenau zu meiner Argumentation  –
aber wie zitiere ich ihn richtig?“

„Der Prüfungstermin steht fest –
aber die eigenen Mitschriften (und auch die der Kommilitonen)
geben zum Spezialgebiet des Prüfers nichts her?“

 

Wie Studierende der Wirtschaftswissenschaften sich diesen und anderen Herausforderungen in Bezug auf ihr Informationsmanagement stellen, hat die ZBW (Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft) im Rahmen einer Online-Befragung mit 646 Teilnehmern genauer untersucht und die Ergebnisse in ihrem Blog vorgestellt.

Hauptergebnis der Studie – und für mich nicht überraschend – ist der Befund, dass sich die Studierenden auch bzw. gerade in Anbetracht der (digitalen) Informationsflut eine umfassende und verlässliche Orientierungshilfe beim Auffinden und bei der Evaluierung von Informationen wünschen. Diese wird ihnen zwar in Form von Literaturlisten für Lehrveranstaltungen, Seminararbeiten und Referate sowie zur Prüfungsvorbereitung gegeben. Teilweise stellen die Professoren sogar vollständige Textsammlungen zur Verfügung. So bequem das einerseits ist, bleibt andererseits dabei aber auch die eigene Recherchekompetenz auf der Strecke.

Die Fähigkeit, Informationen selbst zu finden und deren Wissenschaftlichkeit, Relevanz und Verlässlichkeit einschätzen zu können, ist meines Erachtens aber eine unabdingbare Qualifikation, die jeder Studierende im Laufe seines Unilebens erwerben sollte. Auch in Zeiten durchgetakteter Bachelor-Stundenpläne sollte genug (zeitlicher und wissenschaftlicher) Freiraum vorhanden sein, um diese Fähigkeiten zu erwerben und zu trainieren. Und dabei möchten wir als Bibliothek gern Unterstützung bieten.

Gerade bei der Auswahl geeigneter Recherchequellen können wir Alternativen aufzeigen. So nutzen zwar 70% der befragten Wirtschaftsstudierenden Google bzw. Google Scholar, aber nur 15% die renommierte Datenbank WISO, während 60% der Studienteilnehmer die einschlägigen Repositorien des Faches (EconBiz und RePEc) nicht einmal kennen. Kein Wunder, dass der Zugang zum Volltext sich für die meisten Befragten deshalb als schwierig erweist. Wenn man über globale Suchmaschinen geht, ist die Chance auf freie Verfügbarkeit der relevanten Inhalte nicht besonders groß. Sinnvoller wäre es, die in den Bibliotheken lizenzierten (Volltext-)Datenbanken oder die bereits erwähnten frei zugänglichen Repositorien zu nutzen. Aber auch im Hinblick auf das Finden passender Suchbegriffe und die Trefferbeurteilung sowie auf das korrekte Zitieren der verwendeten Literatur fühlen sich fast die Hälfte der Studierenden unsicher. Vielleicht in etwa so:

suchen wissen

ich was suchen
ich nicht wissen was suchen
ich nicht wissen wie wissen was suchen
ich suchen wie wissen was suchen
ich wissen was suchen
ich suchen wie wissen was suchen
ich wissen ich suchen wie wissen was suchen
ich was wissen

<span class="su-quote-cite">Ernst Jandl, Die Bearbeitung der Mütze: Gedichte. Darmstadt, Neuwied 1978</span>

Und wenn es Ihnen auch nach dem Lesen dieses Beitrages immer noch so geht wie Ernst Jandl, sprechen Sie uns einfach an: entweder direkt vor Ort oder per E-Mail oder Telefon.

Zum Informationsbeschaffungsverhalten in den Naturwissenschaften hat die TIB eine eigene Umfrage durchgeführt. Die Ergebnisse finden Sie hier.

... ist Referentin für Lizenzen.