ORCID-Identifier in bibliografischen Metadaten: Integration in BASE

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Die Bielefelder Suchmaschine BASE verfügt seit Kurzem über eine ORCID-Integration. Hierüber können Autorinnen und Autoren in nachgewiesenen Publikationen mit ORCID-Profilen verknüpft werden und die derart markierten Publikationen an ORCID gemeldet werden.

BASE ist mit deutlich mehr als 100 Millionen Einträgen eine äußerst umfangreiche freie Quelle für Metadaten zu wissenschaftlichen Publikationen. Sie fügt Metadaten aus einer großen Zahl von Quellen via OAI-PMH zusammen. ORCID ist eine Registrierung für eindeutige Identifier zu Personen (wissenschaftlichen Autor/innen), verwaltet aber auch Informationen zu Publikationen, Projekten, Biografien etc. der Personen. Über die ORCID-API können andere Dienste (insbesondere solche von ORCID-Mitgliedern) Daten mit ORCID austauschen. Im Kontext des Projektes ORCID DE, an dem unter anderem die UB Bielefeld beteiligt ist, wurde die Anreicherung von BASE-Autor/innen-Informationen um ORCID-iDs auf die Entwicklungsagenda gesetzt.

Mehr und mehr Zeitschriften und Repositorien betten eine ORCID-Schnittstelle ein, um Publikationen direkt mit den ORCID-Profilen der Autorinnen und Autoren zu verknüpfen. Andersherum können ORCID-Nutzerinnen und -Nutzer einfach in den Metadaten von Crossref und DataCite (und weiteren Diensten) suchen, um die dort gelisteten Publikationen den eigenen Profilen hinzuzufügen (inzwischen auch automatisch).

Doch viele Publikationen erscheinen jetzt noch ohne eine Nennung der ORCID-iDs der Autorinnen und Autoren – und alle älteren Publikationen haben ohnehin keine Erwähnung von ORCID. Für bibliografische Datenbanken ist eine Verknüpfung mit ORCID meines Erachtens deshalb besonders interessant: So können auch nachträglich Publikationen mit einer eindeutigen Kennung versehen werden, wenn die älteren Autor/innenangaben mit dem aktuellen ORCID-Profil verlinkt werden.

Ich habe mir das neue BASE-Feature angesehen und am Beispiel eines eigenen Textes durchgespielt.

Suche nach Artikeln

Die Suche nach einem einzelnen Text oder einem Autor/innen-Namen liefert Treffer, die in der Regel noch keinen Hinweis auf einen ORCID-iD enthalten. Stattdessen bietet BASE dort nun an, die Publikation für sich zu beanspruchen („claim“).

BASE-Suchergebnis, in dem die Autorenangaben noch nicht mit ORCID verknüpft sind
Treffer ohne ORCID-Verknüpfung

Claim authorship

Zunächst ist es nötig, einen Benutzeraccount auf base-search.net anzulegen. Das Anlegen eines Profils beinhaltet die Verknüpfung mit dem eigenen ORCID-Konto.

Autorisierungsabfrage: BASE-Konto mit ORCID verknüpfen oder aber neues ORCID-Profil anlegen
BASE muss Zugriffsrechte auf das eigene ORCID-Profil erhalten, um Daten austauschen zu können

Nach erfolgreicher Anmeldung erhält man die Auswahl, nur die Autorschaft zu markieren oder aber die Autorschaft zu vermerken und gleichzeitig die Metadaten der Publikation in die eigene Publikationsliste bei ORCID zu übernehmen.

Die Publikation kann mit dem eigenen ORCID-iD verknüpft werden. Zusätzlich kann die Publikation auch an ORCID gemeldet werden, um in das eigene Profil aufgenommen zu werden.
Die Publikation kann mit dem eigenen ORCID-iD verknüpft werden. Zusätzlich kann die Publikation auch an ORCID gemeldet werden, um in das eigene Profil aufgenommen zu werden.

Angereicherte Einträge in BASE

Wenn die Autorschaft in BASE „geclaimt“ wird, wird die Autorenangabe in BASE um den ORCID-iD ergänzt:

Die Autorenangabe enthält nun ein ORCID-Symbol und einen Link zum ORCID-Profil des Autors.
Die Autorenangabe enthält nun ein ORCID-Symbol und einen Link zum ORCID-Profil des Autors.

Es wird nun angezeigt, dass es zu diesem Autor ein ORCID-Profil gibt, und per Hyperlink ist eine Verknüpfung zum Profil hergestellt.

Fazit

Insgesamt ist dies eine sehr schöne Umsetzung, die das BASE-Team hier implementiert hat. Die Verknüpfung der gelisteten Publikationen mit ORCID-Angaben selbst in den Fällen, in denen die ORCID-iD nicht in den ursprünglichen Verlagsmetadaten enthalten war, ist äußerst interessant. Die Meldung der Publikationen an ORCID scheint mir in vielen Fällen obsolet, zumindest dann, wenn die eigenen ORCID-Profile hinreichend aktuell gehalten sind. Für die Befüllung eines neu angelegten ORCID-Profils scheinen mir die über Crossref und DataCite zu erhaltenen Metadaten auch erst einmal sinnvoller.

Bei diesen Informationen die wissenschaftlichen Autor/innen miteinzubeziehen und die Anreicherung der Daten zu ermöglichen, halte ich für sehr sinnvoll. Weitere Möglichkeiten werden sicherlich folgen, zum Beispiel anhand eines GND-ORCID-Mappings.

Etwas problematisch könnte sein, dass BASE Dubletten enthält, da redundante Datenquellen abgefragt werden und eine Deduplizierung (zum Beispiel anhand des DOI) noch aussteht. Diese Dubletten könnten dann auch ihren Weg in die ORCID-Metadaten finden. Verbesserte Deduplizierungsmöglichkeiten mögen hier in Zukunft helfen. Ebenfalls sollte darauf geschaut werden, was mit falschen Claims geschieht – kann jeder gültige ORCID-Account ein BASE-Suchergebnis für sich reklamieren, finden automatische Plausibilitätsüberprüfungen (anhand des Namens) statt? Und was, wenn die BASE-beliefernden Quellen einen falschen ORCID-iD für eine Autorin melden, können diese in BASE korrigiert werden? Vielleicht hat die UB Bielefeld diese Fragen schon gelöst, aber mindestens alle künftigen ORCID-Implementierungen in Bibliothekskatalogen und Forschungsinformationssystemen werden sich auch mit diesen Fragen beschäftigen müssen.

Interessant wäre es zu wissen, wie stark und auf welchem Wege die BASE-Datensätze mit ORCID-iDs angereichert werden. Vielleicht wird die UB Bielefeld ja in ein paar Monaten dazu ein Update geben können.

... leitet den Bereich Publikationsdienste der TIB und koordiniert deren Open-Access-Aktivitäten.

https://orcid.org/0000-0002-5111-2788