Refugees welcome! Geflüchtete besuchen Veranstaltungen an der TIB

Ganz neu für uns: Seit Anfang des Jahres bieten wir vor Ort Workshops und Führungen für Geflüchtete an. Es handelt sich dabei um Frauen und Männer zwischen 18 und 30 Jahren, die bereits seit zwei bis drei Jahren in Deutschland sind und ein Studium aufnehmen möchten. Sie kommen zum großen Teil aus Syrien, dem Irak und Afghanistan und besuchen einen Deutschsprachkurs. Die meisten haben schon in ihrem Herkunftsland studiert oder ein Studium begonnen. Die angehenden Studierenden benötigen die erfolgreiche Absolvierung der Sprachprüfung C1. Diese ist die Voraussetzung für eine Zulassung zum Studium. Dozentinnen von Sprachkursen verschiedener Bildungseinrichtungen haben mit uns Kontakt aufgenommen, um ihren Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern die Bibliothek und das Campusleben zu zeigen. Sie suchen nach Möglichkeiten außerhalb des Unterrichts praktisch zu arbeiten.

„Hier wollte ich immer hin.“

Löwen am Eingang des Welfenschlosses

Vor dem Hauptgebäude der Universität freut sich ein Syrer bei dem Anblick der beiden Löwen. „Mein Bruder hat mir ein Foto dieser Löwen nach Syrien geschickt. Das habe ich immer bei mir behalten, darauf geguckt und meinen Wunsch im Kopf gehabt. Auch ich wollte hier einmal studieren. Und jetzt stehe ich davor.“ Das berichtet eine der Lehrkräfte, die die Gruppe begleitet, von einem Teilnehmer.

Es ist eine besondere Veranstaltung für uns. Das Sprachniveau ist doch sehr unterschiedlich. Uns wird schnell klar: Wir müssen weg vom bibliothekarischen Fachvokabular, das schon deutsche Studierende nicht verstehen ;-). Unser Schwerpunkt liegt in einem großen praktischen Teil mit einer Literaturrecherche und -suche im Haus. Wir halten nur einen allgemeinen, kurzen Vortrag zu den Besonderheiten unserer Bibliothek, danach zeigen wir den TIB-Standort Technik/Naturwissenschaften mit dem großen Lernraum inklusive interaktivem Whiteboard, Studienkabinen, Gruppenarbeitsplätzen mit Monitoren, PC-Arbeitsplätzen und so weiter.

Magazin der TIBBei einer kurzen Führung durch unser großes Magazin ist die Gruppe beeindruckt. Der große Teil unseres Bestandes (95 Prozent von rund 9 Millionen Medieneinheiten) ist im Magazin untergebracht und in der Regel für unsere Bibliotheksbenutzer nicht sichtbar. Nur fünf Prozent steht in den Lesesälen zur Verfügung. Das wissen auch viele unserer Studierenden nicht und häufig sehen wir überraschte Gesichter.

Zur Orientierung in unserer Bibliothek geben wir Übungen aus. Das ist eine gute Möglichkeit selbstständig die Bibliothek mit ihren Räumlichkeiten zu erkunden und Fachliteratur zu finden. Natürlich geben wir Unterstützung bei der Recherche in unseren Suchportalen, die auch für unsere täglichen Besucher manchmal ein Mysterium sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bitten aber auch Studierende um Hilfe oder stellen Fragen an der Information.

Unser Ziel ist erreicht: Berührungsängste abbauen, die Bibliothek auch als Rückzugspunkt, Begegnungsstätte, Ruhe- und Lernort erlebbar machen, und natürlich zeigen, wie Informationen und Literatur zu ehemaligen Studienfächern zu finden sind oder wo gemeinsam zum Beispiel für eine Sprachprüfung gelernt werden kann. Wir haben ein Konzept ausgearbeitet, das gut ankommt und eine Gruppe vor uns, die großes Interesse an den Möglichkeiten in unserer Bibliothek zeigt. Das macht natürlich richtig Spaß!

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit meiner Kollegin Elena Martin-Alcazar entstanden.

Für Geflüchtete, die aus den verschiedensten Gründen ihre Heimat verlassen mussten, stellt die Aufnahme eines Studiums in einem neuen Land häufig eine besondere Herausforderung dar. Die Leibniz Universität Hannover (LUH) stellt auf Ihrer Internetseite und unter http://refugees.uni-hannover.de die wichtigsten Hinweise rund um das Thema Studium sowie Unterstützungsangebote der LUH vor.