Drei Fragen an Margret Plank

Das neue AV-Portal der TIB ist seit einem Monat online. Im TIB-Newsletter 3/2014 beantwortete Margret Plank, unsere Leiterin des Kompetenzzentrums für nicht-textuelle Materialien (KNM) drei Fragen.

Margret Plank
Margret Plank ist die Leiterin des Kompetenzzentrums für nicht-textuelle Materialien (KNM) an der TIB (Foto: C. Bierwagen)

Frau Plank, können Sie uns etwas mehr über sich und ihre Aufgabe an der TIB erzählen?

Ich habe an der Universität Hildesheim Angewandte Informationswissenschaft und Medienwissenschaft mit den Schwerpunkten Information Retrieval und Usability studiert. Nach meinem Studium war ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin für verschiedene E-Learning-Projekte an der Universität Hildesheim zuständig.

An die TIB kam ich im Juli 2007. Zunächst war ich als Referentin für Informationskompetenz tätig und seit 2010 leite ich das Kompetenzzentrum für nicht-textuelle Materialien. Im Studium kam ich das erste Mal mit dem Bereich Multimedia Retrieval in Kontakt. Besonders faszinierend fand ich in diesem Kontext automatische Bilderkennungsverfahren – also Technologien, die es ermöglichen, nur anhand von Bildinformationen wie Farben, Umrissen und Texturen Bilder in großen Datenmengen zu finden.

Ich erinnere mich daran, dass die Forschung damals gerade vor der großen Herausforderung stand, automatisch Bilder der Loveparade in Berlin von Bildern des Kölner Karnevals zu unterscheiden: Zwei für Menschen komplett unterschiedliche Konzepte und auf den ersten Blick unterscheidbar – für die Maschine unlösbar, wenn nicht gerade die Siegessäule oder der Dom im Bild zu sehen sind.

Das KNM gibt es seit 2010. Kurz und knapp: Woran arbeiten Sie dort?

Das Kompetenzzentrum für nicht-textuelle Materialien – kurz KNM – gibt es seit vier Jahren. Das Team besteht derzeit aus neun Mitarbeitern, die ganz unterschiedliche Kernkompetenzen haben: IT-Entwickler, Spezialisten für Multimedia Retrieval und Ontologien, Mediendokumentare, Informationsmanager und auch Juristen sind mit an Bord.

Wir arbeiten gemeinsam an der grundlegenden Verbesserung der Zugangs- und Nutzungsbedingungen für audiovisuelle Medien, 3D-Objekte und Forschungsdaten. Wir möchten unsere Nutzer aktiv in ihrem wissenschaftlichen Arbeitsprozess unterstützen und ihnen ermöglichen, nicht-textuelle Materialien so einfach zu publizieren, zu finden und dauerhaft bereitzustellen wie textuelle Dokumente. Wir unterstützten andere Wissenseinrichtungen und Wissensanbieter in allen Fragen im Umgang mit nicht-textuellen Materialien und realisieren bedarfsorientiert Dienstleistungen, Werkzeuge und Infrastrukturen.

Die Projekte, die wir hier realisieren, haben alle mit visueller Suche, automatischen Erschließungsverfahren und Visualisierung zu tun. Bereits existierende Ansätze aus der Forschung übertragen wir in die Praxis. In PROBADO haben wir eine semi-automatische Erschließung von 3D-Modellen und eine Suche mit Raumverbindungsgraphen in 3D-Modellen realisiert. Projektpartner waren hier drei Informatik-Lehrstühle der Universitäten Bonn, Graz und Darmstadt sowie das Fraunhofer IGD.
Im Projekt VisInfo haben wir gemeinsam mit GRIS Darmstadt (Graphisch-Interaktive Systeme, TU Darmstadt) und Fraunhofer IGD eine ähnlichkeitsbasierte visuelle Suche in Forschungsdaten umgesetzt.

Gerade haben wir ein weiteres Projekt – das TIB|AV-Portal – abgeschlossen, ein Portal für audiovisuelle Medien, das State-of-the-Art-Multimedia-Retrieval-Verfahren und semantische Analyse verbindet. Das Thema Usability liegt mir persönlich sehr am Herzen. Um eine optimale Bedienbarkeit der Portale sicherzustellen, beziehen wir die Nutzer bei unseren Projekten immer von Anfang an mit ein.

Das TIB|AV-Portal ist seit einigen Tagen online. Wie sieht das erste Feedback aus?

Das Besondere an dem Portal ist, dass man nicht nur nach Videos suchen kann, sondern tatsächlich in Videos recherchieren kann. Wenn man beispielsweise nach dem Term „Windkraftwerk“ sucht, werden nicht nur die Metadaten durchsucht, sondern auch die Sprache, Texteinblendungen und Bildinformationen. In der Detailansicht eines Videos sieht man dann genau, in welchem Segment der Sprecher etwas über Windkraftwerke sagt und kann genau an diese Stelle des Videos springen.

Das Feedback zum TIB|AV-Portal ist großartig. Einige Nutzer schicken uns über den ins Portal integrierten Feedbackbutton Anregungen und Ideen für die Weiterentwicklung des Portals. Mehrere Nutzer wünschen sich zum Beispiel, dass man nach Creative-Commons-Lizenzen filtern kann, andere möchten eine OAI-Schnittstelle – OAI steht für Open Archives Initiative – um die Daten weiternutzen zu können. Momentan sammeln wir alle Vorschläge und priorisieren diese.

Im TIB|AV-Portal sind derzeit circa 2.000 Videos aus Technik und Naturwissenschaften enthalten und zusätzlich circa 1.000 Filmnachweise mit externen Links auf andere Portale. Täglich kommen neue wissenschaftliche Filme wie Computeranimationen, Projektdokumentationen, Vorlesungs- und Konferenzaufzeichnungen dazu. Zuletzt haben wir Filme der Khan Acadamy und ein größeres Paket vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt eingespielt.

Die Nutzer können ihre eigenen Filme selbst in unser Portal hochladen. Für größere Filmkollektionen bietet es sich allerdings an, sich von uns einen FTP-Zugang schicken zu lassen. Die Filme werden qualitätsgeprüft, nach internationalen Standards erschlossen und bekommen einen Digital Object Identifier (DOI). Über diesen DOI-Namen sind sie dann eindeutig zitierbar und das sogar auf Segmentebene – einzelne Videosequenzen lassen sich damit so einfach zitieren wie die Seite eines Buches.

Das Kompetenzzentrum für nicht-textuelle Materialien (KNM) ist an der TIB im Bereich „Entwicklung“ angesiedelt und damit Teil der Abteilung „Forschung und Entwicklung“.

 

Wissenschaftliche Filme aus Technik und Naturwissenschaften ganz einfach nutzen, zitieren und publizieren: Das TIB | AV-Portal bietet neue Formen der Suche in qualitätsgeprüften wissenschaftlichen Filmen aus Technik, Architektur, Chemie, Physik, Mathematik und Informatik. Dieses Tutorial der TIB zeigt, wie das AV-Portal funktioniert.
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... arbeitet seit 2012 als Pressereferentin in der Stabsstelle Kommunikation an der TIB.