Zur Abschaltung der Virtuellen Fachbibliotheken der TIB

In unserer News vom 28. März 2014 heißt es:

Die Technische Informationsbibliothek (TIB) wird Anfang April 2014 die von ihr betriebenen Virtuellen Fachbibliotheken (ViFas) abschalten: Dies betrifft die Virtuelle Fachbibliothek Technik (ViFaTec), die Virtuelle Fachbibliothek Physik (ViFaPhys) und die Virtuelle Fachbibliothek Holzwirtschaft (ViFaHolz) sowie die von der TIB bereitgestellten Module für das Chemieportal Chem.de.

Auf ein paar Hintergründe (und Alternativen) möchte ich in diesem Blogbeitrag eingehen.

Die TIB spielt seit ihrer Gründung eine wichtige Rolle im System der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung. Als Zentrale Fachbibliothek betreuen wir sieben  Sondersammelgebiete und betreiben und entwickeln alleine oder in Kooperation mit anderen Einrichtungen verschiedene Portale und fachspezifische Angebote für unsere Fächer.
Die von uns betreuten Virtuelle Fachbibliotheken sind in der Zeit von 2000 bis 2005 durch Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft entstanden.  GetInfo startete 2001 als Informationsverbund von TIB und den Fachinformationszentren und versteht sich seit 2005 als übergreifendes Recherche- und Bestellportal der TIB für technisch-naturwissenschaftliche Fach- und Forschungsinformationen.

Auf das Zusammenspiel unserer ViFas mit GetInfo gehen meine Kollegin Esther Tobschall und ich ausführlich in einem Beitrag zu einem Themenheft der Zeitschrift Bibliothek Forschung und Praxis zum Thema “Fachportale in Bibliotheken” ein. Dieses Themenheft sollte eigentlich schon im Herbst 2013 veröffentlicht werden. Wann das Heft nun tatsächlich erscheint, ist mir leider nicht bekannt, die einzelnen Beiträge stehen aber (noch bis zur Veröffentlichung des Heftes frei zugänglich) als PrePrints im Portal b2i zur Verfügung und sind im webis-Blog aufgelistet.  In unserem Artikel  „EIN Portal der TIB (nicht nur) für Ingenieure, Naturwissenschaftler,Informatiker, Mathematiker und Architekten“ schrieben wir u.a.:

Die Fortführung unserer (selbst gehosteten) Virtuellen Fachbibliotheken stellen wir tatsächlich in Frage. […]  Chem.de als eigenständige Plattform ist […] nicht zukunftsfähig. Auch die Fortführung unserer anderen ViFas in ihrer jetzigen Form macht keinen Sinn, wenn sie wie dargestellt, auf ihre Fachinformationsführer reduziert werden, deren Konzept wir zudem in weiten Teilen als überholt betrachten.

Der letzte Satz bezieht sich dabei darauf, dass  es  für die Nutzer offensichtlich nicht transparent ist bzw. ihnen nicht vermittelt werden konnte, dass GetInfo als Suchsystem auch ein  wesentliches Angebot insbesondere der ViFas für Technik und Physik ist.  Darüber hinaus ist uns klar, dass das bloße Nachweisen von Internetquellen in Fachinformationsführern nicht mehr dem Informationsbedürfnis der Nutzer entspricht.

Nun holt die Realität die in unserem (im letzten Jahr geschriebenen aber ja noch nicht veröffentlichten) Artikel angestellten Überlegungen also ein. Wir schalten die von uns betreuten und betriebenen Virtuellen Fachbiblitheken ab, wir betreiben Sie schon jetzte nicht mehr als eigenständige (und pflegeintensive) Portale weiter, sondern fokussieren uns letztlich auf neue Angebote.

Unsere Pläne gehen dahin, dass wir künftig anstelle von Fachportalen erweiterte Facheinstiege anbieten wollen, in denen die für das jeweilige Fach vorhandenen Rechercheangebote aber auch weiterführende Informations- und  Community-Dienste gebündelt werden. Für unsere lokalen Zielgruppen haben wir mit der fachspezifischen Suche bereits ein Angebot, welches in diese Richtung geht.  Für die überregionale Informationsversorgung verweisen wir neben den fachspezifischen Recherchemöglichkeiten unter Informationsdienste auf ergänzende Angebote zu unseren Kernfächern (und hier eben auch auf unsere ViFas).
Derzeit arbeiten wir an einem neuen gemeinsamen Webauftritt für unsere Bibliothek(en), welcher unser bisher getrennten Auftritte und Angebote für die lokalen und überregionalen Zielgruppen zusammenführt und unsere verschiedenen Suchsysteme integriert.  Hier werden dann Facheinstiege entstehen, welche die spezifischen Anforderungen unserer unterscheidlichen Nutzer berücksichtigen. Wobei die Angebote für  Nutzer aus den TIB-Kernfächern weiterhin eine besondere Rolle spielen und entsprechend hervorgehoben werden und sollen. Neben den „üblichen Angeboten“ für die jeweiligen Fächer sollen dabei auch unser AV-Portal als medienspezifisches Angebote sowie Werkzeuge, die im Rahmen unseres Open Science Lab entstehen, gezielt eingebunden oder auf dieser verwiesen werden.

Wie in der eingangs erwähnten News beschrieben, haben wir Inhalte aus den Virtuellen Fachbibliotheken in andere Angebote überführt bzw. dort nachgewiesen. Im Besonderen sei hier auch LOTSE erwähnt. Wie wir hier im Blog schon berichtet haben, hat die TIB dort die inhaltliche Verantwortung für die Fächer  Chemie und Ingenieurwissenschaften übernommen. Auch das Fach Physik in Lotse wird künftig von uns redaktionell betreut (und voraussichtlich im Laufe des April überarbeitet freigeschaltet).

Die Möglichkeit der übergreifenden und der fachspezifischen Suche  für die TIB-Fachgebiete bleibt zunächst mit GetInfo und später in unserem neuen Web- und Suchportal bestehen.
Im Kontext der Umwandlung von SSGs zu Fachinformationsdiensten spielen – neben der Literatur- und Informationsversorgung-  aus unserer Sicht insbesondere solche Dienste für Fachcommunities eine immer wichtigere Rolle, die das Forschen und Publizieren im Netz fördern und unterstützen.

Product-Owner TIB-Portal und Webredakteur