Open Access Week – Wissen als öffentliches Gut

Das von uns über die Social Media Kanäle verbreitete Statement zu Open Access von Prof. Wagener wurde vielfach aufgegriffen und von Paul Vierkant sehr schön visualisiert.

Andreas Wagener ist Professor für Sozialpolitik und Direktor des gleichnamigen Instituts an der Leibniz Universität Hannover. Im Mittelpunkt seines Vortrages im Rahmen der Open Access Week der TIB/UB am 23. Oktober standen ökonomische Charakteristika des öffentlichen Gutes Wissen bzw. Information.

Öffentliche Güter zeichnen sich demnach einerseits durch Nicht-Rivalität und andererseits durch Nicht-Ausschließbarkeit aus. Wissen und Information, verstanden als öffentliche Güter, können also gleichzeitig von vielen Menschen konsumiert werden ohne, dass sich deren Verfügbarkeit reduziert. Daneben ist es relativ schwer Menschen von der Nutzung des Gutes auszuschließen. Die Eigenschaft von Wissen und Information öffentlich zu sein, muss dabei nicht zwingend auf staatliche Intervention zurückgehen. Den barrierefreien Zugang zu fördern ist ein Ziel der Open-Access-Initiative.

Den größten ökonomischen Umfang, im Zusammenhang der Herstellung von Wissen und Information, machen deren Fixkosten aus. Demgegenüber sind die Reproduktionskosten relativ gering. Dabei ist Wagener zufolge davon auszugehen, dass die Kosten für die Herstellung von Wissen bereits öffentlich finanziert werden. Aus dem einfachen Grund, dass wissenschaftliche Forschung und Lehre in Deutschland zum größten Teil aus Steuermitteln bezahlt werden.

Volkswirtschaftliche Effizienzaspekte sprechen für die maximale Distribution von Information und Wissen. Die Open-Access-Philosophie spricht sich gleichzeitig gegen den Ausschluss vom Zugang zu Information und Wissen aus. Wagener fasst das pragmatisch zusammen: „Open Access ist besser als No Open Access“.
Dennoch führt die Unmöglichkeit einer betriebswirtschaftlichen Abbildung des Open-Access-Prinzips zu einem Dilemma und der Kernfrage des Vortrages: Was ist schlimmer? Die Nicht-Deckung der Fixkosten bei der Her- und Bereitstellung von Information und Wissen oder der Ausschluss bei deren Inanspruchnahme.

Wagener verweist an dieser Stelle auf den Mangel valider empirischer Untersuchungen, die eine wissenschaftliche Beantwortung der Frage zulassen. Im Sinne einer wertenden Position geht er, wie oben schon erwähnt, jedoch davon aus, dass die Fixkosten bei der Herstellung von Wissen bereits aus öffentlichen Mitteln finanziert sind.

Das Motto des Vortrages „Wissenschaft ohne Open Access ist wie Urlaub ohne Reisefreiheit“ kann gleichzeitig als Fazit gelten. Sofern der Begriff „Reisefreiheit“ in Anspielung auf die jüngere deutsche Geschichte gewählt wurde (wie es die Visualisierung von Paul Vierkant impliziert), mag möglicherweise als etwas überzeichnet erscheinen. Dennoch besteht durch einseitig profitorientierte Distributionswege für Information und Wissen die Gefahr des Ausschlusses. Dies spricht wiederum deutlich für eine Unterstützung des Open-Access-Prinzips.

Auf die Frage aus dem Publikum nach der zukünftigen Rolle von Bibliotheken, im Zusammenhang von Open Access, betont Wagener vor Allem deren wichtige Funktion bei der dauerhaften Bereithaltung und Archivierung von Information und Wissen.