Das Kompetenzzentrum für nicht-textuelle Materialien

Interview mit Margret Plank, Leiterin des Kompetenzzentrums für nicht-textuelle Materialien an der TIB

Frau Plank, wozu ein Kompetenzzentrum für nicht-textuelle Materialien?

In Forschung und Lehre werden immer mehr AV-Materialien, 3D-Modelle und Forschungsdaten produziert aber nur ein geringer Teil davon kann recherchiert und genutzt werden. Die Suche nach diesen Objekten muss unserer Meinung nach so einfach gemacht werden, wie es heute für textuelle Dokumente schon möglich ist. Hierfür sind neue Such- und Visualisierungswerkzeuge ebenso gefragt wie eine verbesserte Erschließung, eine eindeutige Referenzierung und digitale Langzeitarchivierung. Darüber hinaus müssen neue Workflows und Standards für diese Bereiche entwickelt werden, Netzwerke aufgebaut und die Mitarbeiter geschult werden. Zur Bündelung all dieser Aktivitäten und der im Haus vorhandenen Expertise haben wir 2010 das Kompetenzzentrum für nicht-textuelle Materialien an der TIB gegründet.

Gibt es schon erste Ergebnisse?

Ja, auf jeden Fall. In 2010 haben wir zunächst die Anforderungen der Nutzer an ein Portal für audiovisuelle Medien analysiert. Hierfür haben wir Experten nach den Top Trends im Bereich Multimedia Retrieval befragt, in einer Umfeldanalyse innovative Techniken, Portale und Projekte in diesem Bereich recherchiert sowie Fokusgruppen durchgeführt.

Außerdem haben wir in einer Marktanalyse ermittelt, welche Einrichtungen in Deutschland wissenschaftliche Filme aus Technik und Naturwissenschaft produzieren, in welchen Formaten, aus welchen Fächern, wie erschlossen etc. Auf dieser Basis können wir nun systematisch Content akquieren.

Audiovisuelle Medien können in GetInfo recherchiert werden und werden dort u.a. in einem Flash-Player angezeigt.

In 2011 haben wir unter anderem ein Media Asset Managementsystem in die TIB Systemumgebung integriert, einen Streamingserver und objektspezifische Repositorien aufgesetzt sowie einen Player zum Ansehen und Download von Filmen in unser Fachportal GetInfo integriert.  Außerdem können nicht-textuelle Materialien einen DOI Namen erhalten und sind somit eindeutig referenzierbar.

Das heißt, Contentgeber von wissenschaftlichen Filmen aus dem Bereich Technik und Naturwissenschaften können sich nun bei Ihnen melden?

Ganz genau, wir haben die nötige Infrastruktur aufgebaut und unterstützen nun gern Contentgeber bei der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Filmen und 3D Modellen. Genaueres hierzu kann man auf unserer Webseite erfahren:

Parallel dazu haben Sie mit der Entwicklung eines Portals für audiovisuelle Medien begonnen. Was ist das Besondere am diesem Portal?

Das Besondere an diesem Portal, das wir gemeinsam mit dem Hasso-Plattner Institut für Softwaresystemtechnik entwickeln, ist zweifelsfrei die Integration einer semantischen Suche. Wir entwickeln bzw. setzen bekannte Multimedia-Analyseverfahren wie z.B.  Form-, Sprach- oder Strukturerkennung ein um zusätzliche inhaltserschließende und strukturelle Metadaten zu erzeugen, die den Nutzer bei seiner Suche unterstützen. Die Nutzer können durch die Anreicherung der Daten mit semantischen Informationen Verbindungen zwischen den Videoinhalten erkennen und darin explorativ navigieren. Momentan sind wir noch in der Pilotphase, 2014 wollen wir mit dem Portal online gehen.

Gibt es bereits andere medienspezifische Portale in der TIB?

Ja, es gibt PROBADO 3D, ein Suchportal für 3D Modelle aus dem Baubereich. PROBADO 3D unterstützt unterschiedliche Anfragemöglichkeiten wie beispielsweise ein interaktives 3D Modellierungswerkzeug, das es dem Nutzer ermöglicht, unmittelbar die Auswirkung seiner Modellieraktionen auf die Ergebnismenge zu sehen. Außerdem kann der Nutzer eine Suche durch das Skizzieren eines Anfragegraphen starten. Gebäudemodelle, die ein reales Gebäude repräsentieren, können über eine geographische Suche basierend auf Bing Maps visualisiert werden. Mehr Informationen zu diesem Portal gibt es auf www.probado.de.

Frau Plank, vielen Dank für dieses Interview.

Sehr gern 🙂

Margret Plank, M.A. Internationales Informationsmanagement
Leiterin des Kompetenzzentrum für nicht-textuelle Materialien (KNM) an der TIB
Telefon: +49 511 762-4884
E-Mail: Margret.Plank(at)tib.uni-hannover.de