Bibliothekskongress 2019 in Leipzig

Ein Beitrag von Anja Gräbitz und Simona Koch

Der Bibliothekskongress 2019 in Leipzig stand in diesem Jahr unter dem Motto „Bibliotheken verändern“. Dieses Motto spiegelte sich stark in den unterschiedlichen Veranstaltungen wider, die in diesem Jahr auf dem Bibliothekskongress zum Beispiel in Form von Hands-on Labs oder Vorträgen angeboten wurden. Dieser Beitrag bietet einen kleinen Überblick über unsere persönlichen Erfahrungen.

Neues Gastland: Die Niederlande

Das Gastland des diesjährigen Kongresses und für die nächsten drei Jahre Partnerland des BID sind die Niederlande. Dieses wurde vertreten von der UNESCO-Sonderbotschafterin für Alphabetisierung Prinzessin Laurentien.

Prinzessin Laurentien rief in der Eröffnungsveranstaltung ausdrücklich dazu auf, sich untereinander mehr zu vernetzen, weniger schüchtern zu sein und sie betonte, dass es unsere individuelle und kollektive Verantwortung ist, dass die Wirkung von Bibliotheken nicht als selbstverständlich betrachtet wird. Für sie sind Bibliotheken „Räume für menschliche Interaktion“. In ihrer Rede betonte sie, dass jede Bibliothek ihren Nutzerinnen und Nutzern vor Ort zeigen kann, dass sie diese versteht, sie wertschätzt und auf die Bedürfnisse ihrer Nutzerinnen und Nutzer gezielt eingeht. So war das Thema „Bibliotheken verändern“ schon vom Beginn des Kongresses an präsent.

Ein Beispiel für diesen wertschätzenden Ansatz hat die SuUB Bremen vorgestellt. In ihrem Hands-on-Lab „Bleib entspannt“ zeigte diese, wie sie versucht, den Studierenden mit kleinen, selbstgemachten Tools in der Prüfungsphase ein bisschen Entspannung zu bieten. Nach Aussage der SuUB Bremen sei die Resonanz der Studierenden beeindruckend und binde diese so auch emotional an die Bibliothek.

Im Bild zu sehen sind die literarischen Glückskekse, die aus makulierten Notenblättern schnell gebastelt sind. Ebenso schnell hergestellt sind die Good-Luck Rubbellose, auf denen motivierende Sprüche freigerubbelt werden können. Zu finden sind die Angebote in der Nähe der zentralen Information und können aus den alten Katalogkästen entnommen werden. Es gibt neben den Glückskeksen und Rubbellosen noch kleine Rätsel, Ausmalbilder für Erwachsene, Anleitungen für Yoga-Übungen im Sitzen und Luftpolsterfolie (Wer zerdrückt nicht gern diese Bläschen? Der entstehende Lärm ist nicht sehr groß, die Freude dafür umso größer!).

Immer noch aktuell: Open Access, Open Data, Open Science und Forschungsdaten

Zentrale Themen des Bibliothekskongresses 2019 waren Open Access, Open Data und Open Science. Zu diesen Themen gab es so viele verschiedene Vorträge, dass man sich stellenweise nur sehr schwer entscheiden konnte, zu welchem man geht. Und man sollte sich nicht zu spät entscheiden, denn viele Räume waren schon lange vor Beginn des jeweiligen Vortrags gut gefüllt. So konnte es passieren, dass man nach einem längeren Weg zwischen den einzelnen Vortragsräumen entweder gar nicht mehr in den Raum hineinkam oder dann während des Vortrags entweder stand oder auf dem Fußboden saß.

Forschungsdaten waren ein weiteres spannendes Thema des Bibliothekskongresses. In den verschiedenen Labs, Vorträgen und Arbeitssitzungen wurden unter anderem folgende Fragen aufgeworfen: Wie können Bibliotheken Forschende bei der Beschaffung, Strukturierung und Aufbereitung der Daten helfen? Welche Tools gibt es, um kollektiv an Daten zu arbeiten? Welche Unterstützung bietet die Bibliothek bei der Publikation von Forschungsdaten?

Neben den großen Themen des Bibliothekskongresses spielten aber auch andere Themen noch eine wichtige Rolle. Und zwar nicht alleine, sondern gerade in Verbindung mit den oben genannten Themen. So gab es zum Beispiel eine Veranstaltung zum Thema Forschungsdaten und Urheberrecht und eine Veranstaltung zur Vermittlung von Digitalkompetenzen.

Neue Anregungen

Auf dem Kongress wurden viele Themen angerissen, überblicksartig behandelt und manches vertieft. Daher sind wieder neue und spannende Themen auf unserer To Do-Liste gelandet. So wollen wir zum Beispiel unbedingt unsere IT-Kenntnisse erweitern, ein bisschen Python oder R kann ja nie schaden. Denn nur so ist es möglich, in Teams, die auch aus Wissenschaftler*innen und IT-Spezialist*innen aufgebaut sind, mitzureden und sich problemlos zu verständigen. Die unterschiedlichen Vorträge warfen auch noch weitere Fragen auf, bei denen es sich lohnt, sich noch einmal intensiv damit auseinanderzusetzen.

Eines dieser Themen sind Library Carpentries. Hier bietet es sich an, am nächsten Workshop teilzunehmen und sich im Anschluss bei nächster Gelegenheit als Instructor weiterzubilden, um anderen ebenfalls einen Einstieg in die Methoden zu ermöglichen. Ein weiteres Thema ist Blockchain. Die Utopie, dass Informationen in der Blockchain direkt allen gleichermaßen zur Verfügung stehen, klingt faszinierend. Wir sind gespannt, wie sich dieses Thema zukünftig entwickeln wird.

Desweiteren ist und bleibt die Vermittlung von Informationskompetenz ein zentrales Standbein von Bibliotheken. Vor allem bei der medialen Unterstützung ergaben sich weitere Fragen: Was gibt es alles für Tools neben Kahoot, Actionbound oder H5P? Was kann man alles mit bekannten Programmen, wie Power Point, anstellen?

Die soziale Seite des Bibliothekskongresses

Während unseres Besuchs des Bibliothekskongresses haben wir festgestellt, dass nicht nur Bibliotheken Orte der menschlichen Interaktion sind, sondern auch der Bibliothekskongress selbst.

Wenn die Teilnehmer sich nicht gerade einen der vielen Vorträge anhörten, konnte man gut beobachten, dass ein reger Austausch untereinander stattfand. Egal wo man hinschaute, man sah Menschen, die sich angeregt unterhielten, sich bei den Ausstellern nach den neuesten technischen Entwicklungen erkundigten oder auch einfach mal neugierig durch die Ausstellung liefen. Insbesondere in der Fachausstellung gab es von der neuesten Scanner-Generation, über Regalsysteme mit integrierten Sitzplätzen, diverse Verlage und die unterschiedlichen Stände der Verbände und Organisationen viel zu entdecken, wie zum Beispiel den Roboter Pepper. (Im Bild zu sehen)

Man trifft Freunde aus alten Studientagen, die Bibliothekarin der Alma Mater, die Insider-Infos zum Berufsbild gegeben hat, als man sich fragte, ob das Bibliothekswesen wohl was für einen wäre, aber auch die neuen Kolleg*innen der eigenen Institution und die Mit-Referendare, jahrgangsübergreifend. Es gibt viel zu besprechen, schließlich bekommt man auf dem Kongress ständig neuen Input und die Themen werden gleich im Anschluss heiß diskutiert.

So dient der Kongress bzw. Bibliothekartag neben dem inhaltlichen Zweck auch der Vernetzung. Deswegen freuen wir uns schon auf den nächsten Bibliothekartag, der vom 26.-29.Mai 2020 in Hannover unter dem Motto „Vorwärts nach weit“ im Congress Center Hannover stattfinden wird.

Zusammenfassung

Für den kommenden 109. Bibliothekartag in Hannover haben wir neben fachlichen Aspekten auch gelernt, dass wir demnächst vorsichtiger auf Rolltreppen sind, uns vor dem Besuch etwas (gesundes) zu essen einpacken (auch wenn die Stände schon genau wissen, womit sie uns kriegen, wir sagen nur schokolierte Erdbeeren und Himbeeren), und vor allem bei unserem nächsten Besuch mehr Fotos machen wollen. Auch greifen wir gerne den zum Beginn von Prinzessin Laurentien genannten Gedanken auf, weniger schüchtern zu sein und trauen uns noch mehr auch die Fachaussteller anzusprechen. Und wer weiß, vielleicht stehen wir in den kommenden Jahren ja auch einmal auf der anderen Seite und halten einen Vortrag beim Bibliothekartag.

Wir freuen uns auf Mai 2020, dann hier im heimischen Hannover,

Anja Gräbitz und Simona Koch, Bibliotheksreferendarinnen an der TIB