Römpp Lexikon der Chemie – mehr als nur ein Buch?

Der Römpp (Römpp Lexikon Chemie) ist eine Enzyklopädie mit Fachbegriffen aus der Chemie und angrenzenden Wissenschaften in deutscher Sprache. Herausgegeben wird das Nachschlagewerk vom Thieme Verlag. Das heute umfangreiche Werk wurde 1947 durch Professor Dr. Hermann Römpp gegründet, damals noch als einbändiges gedrucktes Buch. Bis zum Jahr 1999, in dem der 6. und letzte Band der 10. Auflage erschien, haben viele weitere Autoren das Werk geprägt und umfassend ergänzt. Mit der 10. Auflage wurde der Vertrieb des print-Ausgabe eingestellt und somit ist dieses Werk wohl nur noch antiquarisch zu erwerben oder im großen Lesesaal der TIB (Sonderstandort L che 1 a unter der Signatur QA 39) einzusehen. Gleichzeitig mit der 10. Auflage ist das Werk auch auf einer CD erschienen, die bis zum Jahr 2008 aktualisiert wurde. Aber schon seit dem Jahr 2002 (und in der TIB seit 2003 verfügbar) ist auch der Römpp im Online-Zeitalter angekommen, der durch ein regelmäßiges Update der Inhalte immer aktuell gehalten und weiter ergänzt wird.

Ein Online-Lexikon der Chemie – wofür braucht man das?

Was fängt man nun also an mit einem umfangreichen Lexikon der Chemie wo es doch die frei zugängliche Wikipedia gibt? Nichts spricht hier gegen die Wikipedia, doch bleibt sie fachlich gesehen an der einen oder anderen Stelle allgemeiner als der Römpp. Dies ist aus Sicht der Wikipedia vollkommen vertretbar, da sie auf ein viel breiteres und allgemeineres Publikum zielt.
roempp-900x900Der Römpp hingegen ist viel mehr Fachlexikon als nur Lexikon und umfasst dabei nicht nur die Chemie sondern auch darüber hinaus Begriffe aus angrenzenden Fachgebieten wie die Biotechnologie und Gentechnik, Lebensmittelchemie, Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, Naturstoffe sowie Umwelt- und Verfahrenstechnologie. Mit einer einfachen Stichwortsuche werden nicht nur Definitionen sondern auch tiefergehende Erläuterungen zu Fachbegriffen gefunden. Weiterhin enthalten die Artikel auch Hinweise zu weiterführender Literatur, Querverweise zu anderen Fachbegriffen sowie Übersetzungen der Begriffe in andere Sprachen. Gerade für Datenbanken, die ausschließlich in englischer Sprache bedient werden können (so auch der SciFinder), kann dieses Angebot von Vorteil sein. Nützlich ist der Römpp aber nicht nur wegen der Übersetzungen, sondern vor allem auch wegen der strukturierten, qualitätsgeprüften fachlichen Information, welche die über 62.000 Stichwörtern mit ca. 200.000 Querverweisen sowie über 120.000 Strukturformeln und Grafiken liefern und somit einen sehr guten fachlichen Einstieg in ein bestimmtes Themengebiet bietet. Kontinuierlich und fast monatlich wird der Römpp durch ein neues Update aktualisiert. Es werden eine Reihe neuer Stichwörter aufgenommen, die tabellarisch aufbereitet auch ohne Lizenz eingesehen werden können

Wie kann der Römpp genutzt werden?

Der online-Zugang zu den Inhalten im Römpp ist kostenpflichtig, es gibt aber die Möglichkeit diesen institutionell zu erhalten. Als TIB haben wir den Römpp für die Nutzung an der Leibniz Universität Hannover lizenziert.

roempp_vorschau_acetylsalicylsaeureWenn der Zugang über eine Institution also gewährt wird, kann direkt im Römpp recherchiert werden. Angehörige der Leibniz Universität Hannover müssen sich dafür nur im Netz/IP-Bereich der Universität befinden oder sich von extern mit dem Bibliotheksausweis authentifizieren.
Die Stichwortsuche liefert einen oder mehrere Artikel, die den Begriff definieren, erläutern oder auch nur enthalten. Aufgrund der vorhandenen Querverweise, kann man auch im Römpp, ähnlich wie in der Wikipedia von Artikel zu Artikel navigieren.
Falls eine Institution den Zugang zum Römpp nicht lizenziert hat, gibt es die Möglichkeit über das Rechercheportal der TIB im Suchraum „TIB für Forschung und Unternehmen“ nach den im Römpp verzeichneten Begriffen zu suchen. Über den Filter „Datenquelle“ kann die Suche auf den Römpp eingegrenzt werden. In der Detailanzeige finden sich Vorschaulinks, die die ersten 7% eines Artikels zeigen. Die entsprechenden Artikel können anschließend über den Kundenservice der TIB erworben werden.

Wie kann man sich einbringen?

Wer aber schreibt die Informationen zu den vielen einzelnen Fachbegriffen im Römpp auf? Über die ganze Welt verstreut finden sich Autoren, die Artikel bearbeiten oder bearbeitet haben. Die Autoren werden über die Herausgeber und Themenverantwortliche sowie der Thieme-Redaktion koordiniert. Aber auch als einzelne Person, die nicht zu dem redaktionellen Kreis gehört, kann man Vorschläge für neue Stichwörter oder Korrekturen in einzelnen Artikeln einbringen. Über den Helpdesk auf den Seite von Römpp gibt es außerdem die Möglichkeit ein Feedback abzugeben. Dadurch wird der Römpp nicht nur aktuell gehalten sondern kann auch nutzerorientiert angepasst werden.

Fazit

Gibt es nun einen echten Vorteil gegenüber der Wikipedia? Thieme selbst sagt, dass der Römpp „hohe Qualität und Zuverlässigkeit der Inhalte […] gewährleistet“. Das schließt allerdings nicht aus, dass es diese bei der Wikipedia nicht auch gibt, die ja davon lebt, dass eine Vielzahl von Autoren Artikel bearbeiten und aktualisieren kann. Nicht zuletzt würde ich meinen, dass sich die Wikipedia und der Römpp vielmehr ergänzen können als dass sie miteinander konkurrieren müssten. Denn was dem Laien im Römpp vielleicht unverständlich bleibt, ist dem Fachmann in der Wikipedia möglicherweise nicht ausführlich genug.