Technik trifft Philosophie: Gelungener Auftakt des Technik-Salons in der TIB

Mit dem Technik-Salon geht in Hannover ein neues Kulturprogramm an den Start, das ganz der Technik gewidmet ist. Der Bogen der Veranstaltungsthemen reicht von ganz kleinen Gegenständen (wie Hör-Implantaten) bis zu ganz großen (wie Windkraftanlagen) und von ganz alltäglichen Anwendungsgebieten (wie der Wasserversorgung) bis zur Grundlagenforschung (mit dem Teilchenbeschleuniger LHC am Forschungszentrum CERN).

Um diesen breiten, kulturellen Blick auf Technik zu unterstreichen, luden die Salonmacher als ersten Gast einen Philosophen ein. Am vergangenen Donnerstag (13. März 2014) – und zugleich als Beitrag zum hannoverschen Festival der Philosophie – entfaltete Erich Hörl, Professor für Medientechnik und Medienphilosophie an der Ruhr-Universität Bochum, im Gespräch mit Moderator Eckhard Stasch seine Überlegungen zum rechten Verhältnis zwischen Philosophie und Technik.

Erich Hörl, und Eckhard Stasch diskutierten vor und mit dem Publikum.
Erich Hörl, und Eckhard Stasch diskutierten vor und mit dem Publikum.

Einleitend beschrieb Eckhard Stasch dieses Verhältnis als ein angespanntes. Denn die moderne Technik fordere das humanistische Menschenbild heraus, das unserer abendländischen Kultur zugrunde liegt. Erich Hörl sieht hier einen Umbruch im Gange: Für die tief verankerte Vorstellung, der einzelne Mensch bilde als autonomes Subjekt das Zentrum allen Erkennens und Handelns, sei der technische Fortschritt eine Zumutung, bringe er doch, neben allen Annehmlichkeiten und Errungenschaften, auch neue Abhängigkeiten, Sachzwänge und ein Moment der Überwältigung durch seine quasi steuerungslose Dynamik. Dieser „humanistische Mensch“ erfahre sich als Hüter „der Kultur“ von der Technologie an den Rand gedrängt und empfinde Entfremdung und Bodenlosigkeit.

Erich Hörl vertritt hingegen die Auffassung, eine zeitgenössische Philosophie müsse sich an der „technologischen Bedingung“ orientieren. Er meint damit unser unhintergehbares Eingebundensein in technische und mediale Systeme und lotet ein Denken aus, das sich mehr an Relationen denn an Autonomievorstellungen orientiert und Kreativität statt Freiheit postuliert.

Ob wir mit unserem kybernetischen Systemdenken nicht einen reformunfähigen Stillstand produzieren, gab ein Zuhörer zu bedenken. Ob es zu einer neuen Spaltung zwischen tonangebenden Technologen und unmündigen „Dummies“ kommt, und ob man nicht den Bildungskanon für technische Inhalte öffnen müsse, waren weitere Fragen aus dem Publikum, die beim gelungenen Auftakt des Technik-Salons vor den rund 50 Besuchern thematisiert wurden.

Den Technik-Salon hat die Technische Informationsbibliothek (TIB) gemeinsam mit den technischen Fakultäten der Leibniz Universität Hannover und der Niedersächsischen Technischen Hochschule ins Leben gerufen. Vielfältige und anschauliche Begegnungen mit Technik wollen die Veranstalter anregen und laden dafür künftig einmal im Monat zu Podiumsgesprächen in den PIN-Lesesaal der TIB im stilvollen alten Marstallgebäude der Leibniz Universität am Welfengarten ein. Aber auch Ortstermine stehen an, etwa ein Abend im historischen Wasserturm in Vahrenwald (am 3. April) oder eine Tagesexkursion ins Stahlwerk Salzgitter (am 13. Juni).

Weitere Informationen und das komplette Programm des ersten Halbjahres finden Sie unter www.technik-salon.de.