Video und erste Lessons Learned: Der Book Sprint #CoScience geht ins Web und auf der CeBIT weiter

15 eingeladene Autorinnen und Autoren haben sich letzte Woche an der TIB getroffen, um in einem Book Sprint die erste Version des Handbuchs

CoScience – Gemeinsam forschen und publizieren mit dem Netz

zu schreiben. Ab heute ist diese Version online; eine spätere Version soll auch in gedruckter Form erscheinen.

Auf der in dieser Woche stattfindenden CeBIT 2014 geht der Book Sprint nun weiter:  Am Messestand der TIB wird das Projekt vorgestellt. Leserinnen und Leser haben die Möglichkeit, im Buch zu kommentieren, Änderungs- oder Ergänzungsvorschläge zu machen – die dann den Hauptautoren der jeweiligen Kapitel vorgelegt werden.
Einige der AutorInnen sind auch auf der CeBIT anwesend; heute (Dienstag, 11.3. um 13:30 in Halle 9) werden sie im Rahmen der Veranstaltungstungsreihe ‚Future Talk‘ von ihren Erfahrungen im Bereich des kollaborativen wissenschaftlichen Schreibens berichten und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen geben.

Wie sieht ein Book Sprint aus, und warum schreiben Autoren mit?

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Unser Video fasst erste Eindrücke zusammen. Nächste Woche ergänzen wir noch ein paar Aufnahmen vom CeBIT-Messestand der TIB, so stay tuned!

Book Sprint #CoScience: 4 Lessons Learned

  1. Bücher, die im Rahmen eines Book Sprints entstehen, benötigen nicht nur Moderatoren (‚Facilitators‘), sondern auch Herausgeber. Zur traditionellen Rolle des ‚Facilitators‘ bei einem Book Sprint gehört es, zu moderieren und durch den Prozeß des Schreibens und Entwickelns der Texte hindurchzuführen, das Ziel eines in sich stimmigen Buchs vor Augen. Wir haben bemerkt, daß Facilitators auch möglichst vollständig das tun sollten, was z.B. Herausgeber eines wissenschaftlichen Handbuchs tun: den Autoren genau sagen, was sie von ihnen erwarten. Das geschieht am besten in der Form eines detaillierten ‚Author Guides‘, in dem festgehalten wird, wie lang die Texte sein dürfen, aber beispielsweise auch, ob die Leser mit Du oder Sie angesprochen werden, wie mit Referenzen und Links umgegangen wird und wer genau die Leserschaft sein soll.
  2. Für ‚living documents‘ benötigt man Versionsverwaltung, für kollaboratives Schreiben Echtzeit-Zusammenarbeit. Man muß es sich wie eine Gangschaltung für zwei Geschwindigkeiten des Schreibens vorstellen. Für die Wochen und Monate nach dem Book Sprint benötigt man zwar ein System wie Github (wie im Fall des Buchs Opening Science, an dem viele CoScience Autoren ebenfalls schon mitgeschrieben hatten) oder MediaWiki (im Fall von CoScience). Solche Systeme ermöglichen zitierbare Versionen eines Buches, das nach der Veröffentlichung gleichwohl korrigiert und weiterentwickelt werden kann. Für die kürzere Phase des Book Sprints selbst benötigt man dagegen Tools zur Echtzeit-Zusammenarbeit wie etwa Etherpad, WriteLaTeX oder Fiduswriter. Für den Übergang vom einen Systemen zum anderen, am besten unter Mitnahme der Versionsgeschichte und Autorenidentitäten, ist uns bisher keine elegante Lösung bekannt.
  3. Vollständig öffentliche Bearbeitungshistorien sind für wissenschaftliche Dokumente heute noch ungewöhnlich – über die Implikationen sollten die AutorInnen und Bearbeiter vorab miteinander reden. Soll ein Leser, der lange genug im Bearbeitungs- oder Kommentierungsverlauf zurück stöbert, auf eine flapsige Bemerkung oder auf Hinweise zum gemeinsamen Abendessen nach dem Book Sprint stoßen dürfen? Und wenn nicht, will man das durch das Löschen eines Teils der (frühen) Versionsgeschichte, oder durch bestimmte Konventionen verhindern? Auch wichtig ist es dies von Beginn an zu kommunizieren, damit später kein ‚hätte-ich-das-nur-gewusst-Gefühl‘ aufkommt.
  4. Für komplexe Projekte dieser Art benötigt man einen Bugtracker – und eine Kurz-Evaluation. Für die Echtzeit-Zusammenarbeit und zum Entwerfen der Artikel – letzteres machten beim CoScience Book Sprint meist zwei Autoren gemeinsam – wurden wie oben erwähnt Etherpads verwendet. Hier sammelten sich im Projekt CoScience stichwortartige Listen noch offener Punkte und Probleme. Um dies systematischer zu handhaben, z.B. offene Aufgaben zu priorisieren oder sie einem Problemlöser zuzuordnen, wäre es hilfreich, frühzeitig ein für alle zugängliches Bugtracker- oder Ticket-System einzurichten. Darüber hinaus sollte die Book-Sprint-Veranstaltung selbst evaluiert werden, und sei es z.B. mittels Kurzbefragung der Teilnehmenden nach Veranstaltungsende.

Schon jetzt läßt sich feststellen: Unser Book Sprint war überaus herausfordernd und lehrreich. Und er war in mehrfacher Hinsicht erst der Anfang: Sowohl zur Erweiterung des Handbuchs ‚CoScience‘ als auch zur Weiterentwicklung und Nachnutzung von dessen Plattform handbuch.io.

Bibliothekar. 🤓
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