Sieben Gründe Zotero auszuprobieren

Zotero — war das nicht dieses Plugin, das es nur für Firefox gibt? Literaturverwaltung für Arme? Zotero, ein Softwareprojekt des Center for History and New Media (CHNM) an der George Mason University, ist weit besser als sein Ruf. Mindestens sieben Gründe sprechen dafür, dieses Programm einmal auszuprobieren (wozu man Firefox heute übrigens nicht mehr benötigt).

safaridemo.png1. Nahtlose Integration mit Safari unter Mac OS X (und anderen Systemen)

So kann das keine andere Literaturverwaltung: Erkannte Medientypen werden platzsparend in einem Browser-Button angezeigt; die bibliographischen Angaben werden dann mit einem Klick übernommen. Das funktioniert auch in Wikipedia, dem Bibliothekskatalog, Amazon, YouTube, Google Scholar, vielen Fachdatenbanken etc. Übrigens: Zotero 3 integriert sich neben Safari auch mit Google Chrome und Mozilla Firefox. (Beide kostenlos verfügbar für Windows, Mac und Linux.)

Zotero-pluginOpenOffice2. Nahtlose Integration mit Word unter Mac OS X (und anderen Systemen)

Zoteros Word-Plugin erlaubt es, Quellenangaben per Klick in eigene Texte zu übernehmen. Die Quellenangabe ist sofort Zitierstil-gemäß formatiert; eine Veränderung des Zitierstils wirkt sich mit einem weiteren Klick sofort im ganzen Dokument aus. Die Plugins gibt’s auch für OpenOffice bzw. LibreOffice. Für Schnelltipper: Wahlweise kann Zotero auch mit Platzhaltern im Text (z.B. {Smith, 2009, 10-14}) umgehen.

3. PDF-Dateien und HTML-Seiten mit einem Klick archivieren, durchsuchen, markieren und kommentieren

Ein Klick, und nicht nur die Quellenangaben, sondern auch das dazugehörige PDF (wenn verfügbar) oder die HTML-Seite („Screenshot“) landen auf der eigenen Festplatte. Wer mag kann die Quellenangaben taggen, in Listen sortieren, mit eigenen Notizen ergänzen, detailliert durchsuchen, auf Dubletten prüfen und anderes mehr. Die PDF-/HTML-Sammlung läßt sich mit Zotero im Volltext durchsuchen, bibliographische Angaben lassen sich automatisch erkennen und ergänzen, in PDFs und HTML-Archiven lassen sich Markierungen und Kommentare anlegen. (Übrigens: Nicht alle populären Literaturverwaltungen können nahtlos HTML archivieren — obwohl dies für’s spätere Zitieren und Weiterverarbeiten stets vorzuziehen ist.)

4. Quellenangaben per Drag and Drop in Word oder Google Docs einfügen — auch mit Zitierstilen wie DIN 1505-2, Harvard Deutsch oder Jura nach Dr. Stüber

Auch denen, die sich nicht mit Word-Plugins herumschlagen mögen, macht Zotero es leicht. Wenn man z.B. rasch einen Text in Google Docs entwerfen, anderen zeigen und gemeinsamen korrigieren möchte, kann man Quellen aus Zotero per Drag and Drop einfügen. Unabhängig davon, ob in Word, Googe Docs oder anderswo zitiert werden soll — insgesamt stehen mehr als 2.000 (Stand Mai 2012) Zitierstile aus zahlreichen international relevanten Journals und Institutionen zu Verfügung, darunter auch einige Stile, die hauptsächlich in Deutschland verbreitet sind.

5. Literatursammlungen öffentlich im Web oder mit geschlossenen Gruppen teilen — auch Datenschutz-freundlich über eigenen WebDAV-Speicher

Zotero bietet einen kostenlosen Online-Dienst, mit dem sich Literaturlisten extrem einfach online stellen, aber auch mit begrenzten Gruppen teilen und verwalten lassen. — Doch was, wenn man eigene, private Daten über mehrere Rechner hinweg synchron halten will? Eine der Möglichkeiten, die Zotero hier bietet, ist die WebDAV Schnittstelle für PDF-Sammlungen. (WebDAV wird für Universitätsangehörige vom RRZN, aber auch zahlreichen kommerziellen Diensten angeboten.)

6. Texte und ISBN-Barcodes unterwegs mit Zotero-kompatiblen Apps unter iPhone oder Android Phone scannen

Das Handy hat man immer dabei, „richtige“ Scanner stehen hingegen nicht überall (bei uns in der TIB/UB Hannover übrigens schon 😉 ): Praktisch, ein Buch jederzeit unterwegs per App mit seinem ISBN-Strichcode erfassen zu können und eventuell sogar ein schnell gemachtes Foto von Textteilen oder Abbildungen anzufügen.

7. Preis: Null — Perspektiven: Groß

Hinter Zotero steckt kein kommerzielles Unternehmen, und dennoch erfreut sich diese Software sowohl bei Benutzern als auch bei Entwicklern auch hierzulande großer Beliebtheit. Wichtige Innovationen im Bereich der Literaturverwaltung wie ContextObjects in Spans (COinS) und neuerdings die Citation Style Language (CSL) kommen aus dem Umfeld von Zotero. Da

  • Standards wie COinS und CSL, aber auch die Software Zotero selbst frei sind,
  • Zotero anders als viele Startups nicht mit Wagniskapital finanziert wird (das sich irgendwann rentieren muß — oder das daran hängende Unternehmen geht mitsamt seinen Produkten und Diensten unter), und
  • weil Zotero seinen Benutzern alle Freiheiten beim vernetzten Arbeiten mit ihren eigenen Daten einräumt (statt aus der Verfügung über die Gesamtheit der gesammelten Benutzerdaten ein Geschäftsmodell zu machen)

lassen sich viele Entwickler und Dienste auf Zotero ein — die Vielzahl mobiler Apps, siehe oben, zeigt das beispielhaft. Für uns als Endnutzer Grund genug, es auf einen kostenlosen Versuch ankommen zu lassen.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit Zotero?

Nachweis der Abbildungen:

1. Zotero Everywhere First Look, 2.+6. University of Fribourg — BibUp, 3. eigener Screenshot

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